Eigentlich hatten wir geplant, unsere Reise ins Baltikum mit der Fähre Kiel-Klaipeda zu beginnen. Als der Aufbruch näher rückte, hatten wir immer weniger Lust auf diese Überfahrt und die damit verbundenen Kosten und fixen Termine und entschieden uns stattdessen für den Landweg über Polen. Der Transit durch das östliche Nachbarland bot zudem die Gelegenheit, nach rund fünfundzwanzig Jahren mal wieder im wunderschönen Masuren vorbeizuschauen, zu dem Christel und ich durch einige unserer jeweiligen Vorfahren eine gewisse familiäre Verbindung haben.
Unseren ersten Zwischenstopp wollten wir irgendwo am Stettiner Haff einlegen. Der Natur- und Vogelschutz beschränkt die Möglichkeiten, irgendwo direkt am Haff zu übernachten, dort (berechtigterweise) sehr. Auf einen echten Campingplatz hatten wir keine Lust, fanden dann aber in Altwarp am kleinen Hafen einen netten Stellplatz. Außer uns standen nur wenige Fahrzeuge – der kleine Ort liegt am Ende einer Sackgasse – und es gab sogar Toiletten und eine Duschmöglichkeit. Kaum zwanzig Meter entfernt lag dann schon das Ufer mit einem tollen Blick hinüber zur polnischen Seite.
Am nächsten Tag ging es weiter in Richtung Masuren. In der Nähe von Elbląg (ehem. Elbing) wollten wir uns den Oberländischen Kanal ansehen. Statt per Schleuse oder Hebewerk überwinden die Schiffe hier einen erheblichen Höhenunterschied auf Gleisen an einer schiefen Ebene. Leider hatten wir nicht das Glück, dass auch tatsächlich gerade ein Schiff kam.
Ein gutes Stück weiter südlich hielten wir zum Fotostopp an der immer noch beeindruckenden Ruine von Schloss Finckenstein in Kamieniec. Napoleon Bonaparte nutzte es 1807 während eines Feldzuges mehrere Monate als Hauptquartier. Seit 1945 ist das Schloss nur noch eine Ruine. Leider konnten wir nur von außerhalb des Zaunes fotografieren, ein imposanter Eindruck war es trotzdem.
Mein Urgroßvater war als Förster in der Försterei Feldchen am Geserichsee (poln. Jeziorak) angestellt. Von der Försterei sind seit Kriegsende nur noch rudimentäre, überwucherte Fundamente mitten im Wald übrig, aber wir konnten die genaue Stelle lokalisieren und sogar eine uralte Eiche finden und zuordnen, die auch auf einem alten Foto aus den dreißiger Jahren zu sehen ist. Einige Kilometer entfernt liegt die Ruine der ehemaligen Ordensburg Schönberg (Szymbark). Auch hier kamen wir leider nicht hinein, die Umrundung der immer noch imposanten Burg hat sich trotzdem gelohnt.
Einen weiteren, erwähnenswerten Übernachtungsplatz fanden wir auf einem Landstück zwischen drei Seen (Jezioro Harsz, Jezioro Mamry und Jezioro Swiecajty). Hier wird ein weites, von kleinen Wäldchen unterbrochenes Wiesenareal von einem Gasthaus als Campingplatz betrieben. Als wir fragten, wo wir uns hinstellen dürfen, sagte uns ein freundlicher Herr, dass wir stehen könnten, wo wir wollen und zeigte auf einen Weg in den Wald hinein. Auf dem großen, mehr oder minder naturbelassenen Areal war so gut wie nichts los, nur drei deutsche Wohnwagen standen an einer Baumgruppe. Wir stellten uns in einiger Entfernung an einen schönen Platz und ehe wir so richtig zu Ende rangiert hatten, stand ein Typ aus einem der Wohnwagen neben uns und meinte, dass wir da nicht bleiben könnten, da der Platz reserviert sei. Christel erwiderte, dass sie vom Besitzer wüsste, dass man hier nichts reservieren kann, aber der gute Mann lamentierte weiter herum. Der Klügere gibt nach, daher suchten wir uns dann möglichst weit entfernt auf einer Wiese einen anderen Platz. Man glaubt es kaum, aber gerade hatten wir endgültig angehalten, kam Meister Wichtig schon wieder angelaufen. Ich hatte eben die Beifahrertür geöffnet, da stand er bereits neben mir. Er holte jovial aus, Wir sind „doch alle Camper und …“. Ich hatte überhaupt keinen Bock mehr auf ihn und unterbrach mit der Frage, ob er denn genau hier auch ein Handtuch liegen habe. Er verstand und verschwand.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Litauen. Aber dazu später mehr. Zum Schluss hier noch die wichtigsten Waypoints:
Zuletzt geändert: 25.06.2022
Hallo, ich bin alleine unterwegs in die gleiche Richtung, danke für die Infos. Schöne weiterrrise