Slowenien und Kroatien sind, glaubt man den verschiedenen, einschlägigen Foren-Beiträgen, für einen Offroad-Urlaub nicht geeignet. Da wir vor etwa zwei Jahren schon einmal ganz im Nordwesten Sloweniens waren und die topografischen Karten der beiden Länder eigentlich viel versprechend aussahen, wollten wir uns dann doch selbst ein Bild machen. Zwischen Mitte und Ende April hatten wir rund zehn Tage Zeit für eine „kleine Flucht vom Alltag“ und wollten die günstige Zeit zwischen Winter- und Sommersaison nutzen. Um es kurz zu machen: Der Trip hat sich wirklich gelohnt.
Wildes Campen ist in Slowenien und Kroatien streng verboten, in Kroatien kommt noch eine Meldepflicht nach spätestens 48 Stunden hinzu. Da wir auch nicht wussten, wie das Wetter nach dem überlangen Winter werden würde, entschieden wir uns daher für kleine Apartments, Mobilehomes, einfache Hotels und Pensionen, die zu dieser Jahreszeit kaum Gäste zu haben scheinen – oft waren wir die Einzigen und bekamen tolle Unterkünfte zu sehr angenehmen Preisen.
Der Versuch, über den Sella Carnizza von Italien nach Slowenien zu kommen, scheiterte leider schon unterhalb von 800m wegen Schnee, einfach ein wenig zu viel für die teilweise ausgesetzte, einspurige Strecke. Wir drehten um und nahmen den etwas nördlicher gelegenen Weg über den Sella Nevea und den Passo Predil (Prdel-Pass, 1156m) nach Bovec. Am nächsten Tag ging es von hier nach Süden entlang der slowenischen Grenzkammstraße. Diese ist zwar weit weniger spektakulär als die berühmte Ligurische Grenzkammstraße, verläuft aber ebenfalls größtenteils als einspurige Schotterpiste. Entlang der Strecke finden sich interessante, geschichtliche Überreste wie etwa eine Grabenstellung vom Anfang des 20 Jahrhunderts oder auch aufgelassene Grenzstationen und Wachtürme aus der jugoslawischen Zeit vor 1991.
Bei Sela na Krasu bogen wir nach Osten in Richtung Divača und Sežana ab, natürlich unter Vermeidung von Autobahn und größeren Straßen. Als wir feststellten, dass man in den berühmten Höhlen von Postojne nicht einmal fotografieren darf und das Ganze inzwischen scheinbar zu einer reinen Touristenattraktion modernster Art geworden ist, ergriffen wir umgehend die Flucht. Sie führte uns auf die zahlreichen unbefestigten Wege in den Wäldern rund um das Naturreservat Rakov Škocjan. Leider endeten die meisten Wege zu dieser Jahreszeit noch wegen höherem, auch für einen Geländewagen (noch) nicht überwindbaren Schnees etwas oberhalb von 1200m. Auf dem Weg zur slowenisch-kroatischen Grenze hatten wir dann aber doch überall Glück und fanden alle im Vorwege auf der Karte erkundeten Offroad-Strecken als passierbar vor. Lediglich eine winzige Nebenstrecke zwischen Golac (Slowenien) und Vodice (Kroatien) endete erwartungsgemäß an einer Schranke, die hier auch die Außengrenze der EU bildet.
Wir entschieden uns für einen winzigen Grenzübergang südlich von Podgorje. Hier scheint so wenig los zu sein, dass sämtliche verfügbaren Zollbeamten beschlossen, sich gleich einmal mit besonders vielen Fragen um uns zu kümmern. Letztlich lief aber alles freundlich ab und wir konnten uns auf die kommende Nebenstrecke über Dane, Trstenik, Racja Vas bis kurz vor Poljane freuen. Besonders der letzte, fast vollkommen unbefestigte und anscheinend kaum befahrene, Abschnitt ab Racja Vas ist hier ein echtes Highlight. Am nächsten Morgen ging es über Jurdani nach Norden in die Berge bei Klana auf unbefestigten Pisten bis an die slowenische Grenze. Der weitere Weg Richtung Südosten wurde uns wiederum kurz vor Pilana auf rund 1000m durch Schnee versperrt. Vorbei an Ruinen ehemaliger, heute von der Grenze zerschnittener Dörfer und alten italienischen Militäranlagen blieb uns nur die Umkehr auf demselben Weg. Unterhalb einer Kasernen-Ruine in einer großen Sandentnahme entdeckten wir zufällig drei „spielende“, kroatische Offroader, die sich in den Matschpfützen prächtig zu amüsieren schienen – ein internationales Hobby, wie es scheint.
Südlich von Cavle ging es nun auf dem Bergkamm etwa fünf Kilometer landeinwärts parallel zur Küste weiter bis kurz vor Zabukovac. Die Landschaft ist hier auf einmal eine ganz andere, die prächtigen Wälder weichen einer eher niedrigen, kargen Vegetation, die Waldpisten werden immer steiniger, das Geröll immer gröber. Fast die gesamte Strecke konnten wir hier auf unbefestigten, zum teil sogar herausfordernden Wegen hinter uns bringen. Die Nacht verbrachten wir nun (ausnahmsweise) doch einmal an der Küste, bei Sveti Juraj ging es aber bald wieder landeinwärts und kurz hinter Ribarica wendeten wir der Adria endgültig den Rücken zu.
Bei der Reiseplanung hatte ich mich ausführlich mit der Minen-Situation in Kroatien befasst und wusste, dass ab hier ein Abschnitt folgen würde, in dem man wohl besser (noch) nicht allzu viel abseits befestigter Wege unternimmt. Erst bei Sveti Rok bogen wir wieder auf kleinere, unbefestigte Wege ab. Dass am Mali Halan-Pass (Tulove Grede) die berühmte Todesszene aus dem Karl-May-Klassiker „Winnetou III“ gedreht wurde, war uns bekannt, uns interessierte aber doch die angebliche sehenswerte und interessante Strecke an sich weitaus mehr. Leider wussten wir auch, dass hier oben noch nicht alle Landminen geräumt sind, der Weg an sich sollte aber frei sein. Auf der Nordrampe zum Pass trafen wir dann auch einen Lada Niva von HCR – der Organisation, welche für die Minenräumung zuständig ist. Wir wurden kurz angesprochen und fürchteten bereits, umdrehen zu müssen. Die wichtigste Frage des überaus freundlichen Herrn befasste sich aber glücklicherweise damit, ob wir einen 6- oder 8-Zylinder hätten und es entwickelte sich ein kurzes, sehr nettes Gespräch. Dieses führte dann wohl auch dazu, dass wir den zu diesem Zeitpunkt eigentlich tatsächlich wegen Minenräumung geschlossenen Pass dann doch überqueren durften. Zwischen einem bereit stehenden Rettungswagen und den im Abstand arbeitenden, mit Körperschutz bekleideten und Stocherdrähten „bewaffneten“ Minenräumern fuhren wir nun mit etwas flauem Gefühl hindurch.
Der folgende Tag brachte uns zum spektakulären Rieka Zrmanja, dem „Grand Canyon Kroatiens“ und einer Hochburg des River-Rafting. Einen weitaus weniger erfreulichen Anblick boten die immer noch zahlreich vorhandenen Kriegsruinen in der Gegend östlich von Zadar. In den Dörfern um Islam Lantinski und Suhovare scheint fast jedes zweite Haus unbewohnt und macht einem bewusst, wie schrecklich Kriege sind – und wie nah so etwas sein kann.
Unsere nächste Etappe brachte uns wieder in nördlichere Regionen. Ein Besuch an den spektakulären Plitvicer Seen wurde leider durch starken Regen mehr oder minder unmöglich gemacht, dafür konnten wir einige Abstecher auf landschaftlich, wunderschönen, unbefestigten Strecken unternehmen. Die schroffe Felslandschaft der Küstenregion wird hier wieder zu einer waldigen Gegend mit zahllosen Hügeln und kleineren und größeren Wasserläufen und –Flächen. In Richtung Slowenien nimmt der Wald noch weiter zu – kein Wunder, die halbe Landesfläche ist bewaldet. Bevor wir Kroatien über Vinica wieder verließen, besuchten wir noch kurz die vom Krieg noch immer etwas gezeichnete Stadt Karlovac – und stellten fest, dass es in Kroatien auch heute noch Pionier-Pontonbrücken gibt.
Die Karawanken, östliche Ausläufer der Alpen, waren das Ziel für den nächsten Tag. Die Strecke bis Velenje führte uns immer wieder über reizvolle Nebenstrecken, über Forst- und Waldwege und unbefestigte Strecken durch einsame Wälder und kleine Ortschaften. Selbst unsere Unterkunft, ein Bauernhof in Slovenj Gradec, war nur über unbefestigte Bergstraßen erreichbar (und sehr empfehlenswert). Leider endeten auch unsere „Gipfelträume“ am Ursija Gora wieder im zu tiefen Schnee, glücklicherweise fanden wir aber eine sehr schöne, unbefestigte Piste nach Zerjav, die uns für diesen jahreszeitlich bedingten Verlust entschädigte.
Noch ein kurzer Offroad-Abstecher bis fast nach Koprein (für Kfz direkt an der Landesgrenze leider gesperrt), dann ging es über Spodnje Sleme, Paulitschsattel und Seebergsattel nach Westen. Eine Straßensperrung kurz hinter Zgornje Jezersko zwang uns, den weitaus längeren (und langweiligeren) Weg über den Loiblpass und den Loibl-Tunnel zu nehmen. Der alte Loiblpass ist leider jeweils direkt am Fuß der Strecke beidseitig für Kfz gesperrt.
Die kommende Nacht verbrachten wir in Bled – einem Ort, der inzwischen so derart touristisch ist, dass wir uns am nächsten Morgen sofort wieder auf den Weg in ruhigere, wenig frequentierte Gefilde machten. Obwohl beide für den Tag Vorerkundeten Routen wieder bei etwa 1200m in der weißen Pracht endeten, haben wir diese Zwangs-Sackgassen sehr genossen, eine sich mit der Höhe ständig wandelnde Flora, tolle Aussichten und anspruchsvolle Strecken waren mehr als genug Entschädigung.
Wir fanden Slowenien und Kroatien weder aus landschaftlicher Sicht noch im Hinblick auf 4×4-Fahrspaß alles andere als uninteressant. Einige der Strecken wären mit einem serienmäßigen SUV schlicht nicht machbar gewesen und auch ohne Schnee hier oder da auch für unseren treuen /doch „etwas“ modifizierten) FJ Cruiser durchaus eine Herausforderung. Von Langeweile keine Spur. Wir haben bei unserer gesamten Tour penibel darauf geachtet, keine Fahrverbote zu übertreten und sind auch nur an sehr wenigen Stellen auf welche gestoßen. Wer mit so etwas nicht zufrieden ist und wirklich ohne jeden Weg im wahrsten Sinne „off road“ fahren möchte und Bedingungen wie auf der Superkarpata erwartet, wird wohl enttäuscht sein – Flurschäden sind auch in Slowenien und Kroatien im Hinblick auf den Erhalt der Natur mit Recht verboten.
Zgegeben: Diesmal sind vor allem Auto-Fotos entstanden. Das hat aber ganz einfach auch mit dem Charakter unseres Kurztrips zu tun – das Ziel war ja eine 4×4-Reise auf abgelegenen, möglichst unbefestigten Routen.
Da wir im Vorwege und vor allem nach unserer Rückkehr mehrfach auf die Minensituation angesprochen wurden, möchte ich noch explizit auf den sehr guten CROMAC-Server hinweisen, der die verminten bzw. minenverdächtigen Gebiete immer recht aktuell auf einer ebenfalls nützlichen, topografischen Karte klar darstellt.
Zuletzt geändert: 25.06.2022
Hallo Michael,
ein toller Reisebericht. Ich möchte gerne nächstes Jahr auch nach Slowenien. Allerdings mit meiner Reiseenduro oder vielleicht mit meiner kleinen Enduro. Keine Sorge, ich bin trotzdem naturverbunden und gehöre zu denjenigen, welche die Gesetze respektieren. Mich interessiert, was zu beim Befahren der Schotterpisten in Slowenien zu beachten ist. Ist alles entsprechend beschildert und/oder gibt es hierfür grundsätzliche gesetzliche Regelungen?
Danke,
Harald
Moin Harald!
Die Pisten und Wege waren eigentlich fast immer gut beschildert. Entweder gab es ein Verbotsschild oder ein Hinweisschild „Forststraße – Befahren auf eigene Gefahr“, häufig auch ganz normale Straßen-Wegweiser zu irgendeinem Ort. Gar nicht nicht beschilderte Pisten können trotzdem normale, ungeteerte Straßen sein, das muss man an Hand der Karte klären und halt auch schauen, wie oft da offenbar jemand fährt etc.. In den Nationalparks und Schutzgebieten sollte man natürlich besonders zurückhaltend sein, dort gelten klare Regeln, die aber eigentlich auch immer auf Schildern ausgewiesen sind. Querfeldeinfahrten durch die Vegetation sind natürlich grundsätzlich tabu (und das ist ja auch gut so!). Mein Tipp: Nimm die Reise-Enduro, eine echte Geländemaschine wirst Du kaum brauchen.
Viel Spaß auf Deinem Trip!
Hallo Michael!
Danke für diesen Artikel! Wir haben unsere Route in Anlehnung an Deiner hiervorgestellten geplant, und waren vollends begeistert. Gesehen haben wir auch einiges Getier: Schwarzbär, Marder, Adler, Fuchs, Pferde. Gehört haben wir Wölfe.
Falls Du meine Bilder sehen willst: http://www.thomasbrandner.at/Public/Offroad-Trips/2017-Slovenia-Croatia
lG aus Österreich,
Thomas
Schön, dass es Euch gefallen hat. Wir freuen uns, wenn unsere kleinen Blog-Artikel anderen helfen, ebenfalls eine tolle Tour zu unternehmen! Danke für das Feedback!
Hallo Mike,
als Feedback: ich bin die Sloweninen/Kroatien Runde gefahren – allerdings Richtung Süden nur bis Senj. Folgende Informationen zu Deiner Route:
In Cerknica entlang des Sees „Dolene Jezero“ herrscht am Sonntag von 8-20 Uhr Fahrverbot für Auto & Motorräder. Die beschilderte Offroad-Strecke ist für Großenduros anspruchsvoll. Für echte Offroad-Motorräder kein Problem. Mir ist auf dieser Strecke sogar ein Geländewagen mit Anhänger begegnet 🙂
Kurz nach Jezero I Dio ist eine Schranke genau dort wo die Schotterstrecke beginnt. Es steht irgend was von Policia dort -ich habe eine (leider asphaltierte) Alternativroute genommen. In Summe war der Trip JEDEN EINZELNEN METER WERT – der Mix von offroad – onroad (kurvig, flotte Verbindungsstrecken, schmale einsame Straßen) und die umwerfende Gegend waren toll. Eine super Abschlussfahrt für heuer, nächstes Jahr ist sie zum Saisonstart zum Aufwärmen nochmals am Programm (dann darf meine Frau auch mitfahren).
Toll recherchiert und geplant !!!
Alles Liebe – Josef
Danke für die Updates – und schön, dass es Dir so gut gefallen hat!
Danke!
Hallo!
Toller Bericht!
Hast du eine Detaillierte Wegbeschreibung oder GPS Punkte um die Reise nachzuvollziehen?
Vor allem die Schotter- und Feldwege würden mich interessieren!
Freue mich auf ein Mail von dir!
Liebe Grüsse
Marianne
Hallo Marianne! Den Track habe ich auch bei Wikiloc gepostet, Du kannst ihn dort herunterladen: http://de.wikiloc.com/wikiloc/view.do?id=4887230
Viel Spaß und gute Reise!
Good tracks, I am the owner of istrialand and we often go there, you did a good job! 🙂 auf wiederse, franz, croatien