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Inspiriert durch Reiseberichte von Bekannten, Forenberichte, Websites diverser Veranstalter und einem detaillierten Fernsehbericht, fiel uns die Entscheidung leicht: Ein Abenteuer-Allradurlaub mit dem eigenen Fahrzeug auf der Vulkaninsel Island mit seiner abwechslungsreichen Landschaft, grüner Vegetation im Küstenbereich und faszinierenden Hochlandpisten, mit Geröll, Lavagestein und Wüste, sollte es sein – und wurde es Ende Juli 2012 dann auch.

Von Seyðisfjörður, dem Ankunftshafen, folgten wir unserer Route nach Egilsstaðir, wo wir in einem Schnellrestaurant an einer N1 Tankstelle das versäumte Frühstück nachholten und die Suche nach einer SIM-Karte für das Tablet begannen. Die freundliche, leider nicht kompetente Angestellte der Tankstelle verkaufte uns dann ein Guthaben für einen Mobilanbieter aber nicht die gewünschte Simkarte. Nach einigem Suchen entdeckten wir dann einen Computershop und erhielten dort innerhalb kürzester Zeit die gewünschte Karte. Gut ausgerüstet machten wir uns auf den Weg und folgten der Ringstrasse (1) in Richtung Höfn, nicht ohne die (ungepflasterte) Strasse 939 als Abkürzung zu nutzen. Durch einen Navigationsfehler landeten wir in der Nähe von Stafafell und fuhren eine unbefestigte Strasse in Richtung Stigafjöll. Leider handelte es sich um eine ca. 7km lange Sackgasse, aber schon die Unwegsamkeit machte das Ganze zu einem Highlight.

Unsere Streckenführung:

Die Eisberge und Eisschollen (Abbruch von der Gletscherkante) des Jökulsárlón wirkten durch die Lichtbrechung in der Abendsonne besonders beeindruckend und wurden so zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wer mag, kann dort Gletschersee-Bootstouren unternehmen und sich die Eisschollen hautnah anschauen. Wir hingegen haben das Naturschauspiel und die großartige Ansicht genossen und uns an den Seehunden erfreut.

 

Island    Faszination im Land der Trolle, Elfen und Vulkane

 

Als nächstes stand ein Besuch des Skaftafell-Nationalparks an. Den ersten Stopp legten wir am 2110m hohen Hvannadalshnúkur im Vulkanmassiv und Gletscher des Öræfajökull und dem kleineren Svinafellsjökull ein. Am Rand wirkten die Gletscher recht unscheinbar und eher grau. Ihr strahlendes Weiss erkennt man erst auf der großen Gletscherfläche. Darauf folgte südlich an der Ringstrasse 1 der Skeiðarárjökull Gletscher – eine beeindruckende und faszinierende Landschaft. Weiter ging es dann bis kurz hinter Kirkjubæjarklaustur, um von dort auf der Hochlandstrasse F206 den 720m hohen Laki in 49km Entfernung zu erreichen. Der Gipfel war ein Deadend und bot einen grandiosen Rundumblick auf Lavafeld, Gletscher und das weitere Hochland. Auf diesen Kilometern bietet die Landschaft eine enorme Vielfältigkeit, die sich schwer in Worte fassen läßt. An manchen Stellen erstrahlten die Berge in satten Grün, als wäre alles mit Moos überzogen. Dem folgten Geröll- und Sandpassagen, die gelegentlich durch Furten unterbrochen waren. Auf einem Parkplatz kurz vor dem Gipfel trafen wir zufälligerweise, nun schon zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit, eine Offroad-Reisegruppe von sechs bis acht Fahrzeugen aus Deutschland. So langsam stellte sich bei mir das Gefühl ein, die Gruppe könnte denken, dass wir ihr hinterherfahren wollten.

 

Island    Faszination im Land der Trolle, Elfen und Vulkane

 

Nach unserer Rückkehr zur Ringstrasse 1 ging es 17km weiter westlich über die Strasse 208 zur rund 15km nördlich beginnenden, unbefestigten Hochlandstrasse F208. Schon die ersten 58km zum Landmannalaugar waren sehr abwechslungsreich. Was die Strecke so erlebnisreich machte, waren die unterschiedlichsten Vegetationen – mal ein großes Lavafeld, mal sattgrüne Flächen, dann riesige Geröllfelder und Schluchten mit Bächen, die nur mit einem 4×4-Fahrzeug durchquert werden konnten. Auf den großen Lavafeldern war der Gegenverkehr durch eine auffällige Staubfahne schon einige Kilometer im Voraus erkennbar. Angenehm war auch, dass die F208 keine Sackgasse ist. Wir verließen sie auf der F255 in Richtung Reykjavík. Ein wenig störend empfand ich allerdings, dass ca. 15km der gesamten Strecke eine geradezu Materialmordende Waschbrettpiste war.

 

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Nach einem Abstecher in die isländische Hauptstadt wählten wir als Einstieg in die Hochlandstrasse F338 Bláskógabyggð (diese Gemeinde ist berühmt für den großen Geysir), da die Tagesetappe am Gullfoss enden sollte. Gleich hinter dem Einstieg begann die Strecke mit Wald. Ich hätte nie gedacht, auf Island richtigen, forstlich bewirtschafteten Wald zu sehen. Danach wechselte die Landschaft zwischen Geröll, allerfeinstem Sand, schwarzem Lavasand und Waschbrettpisten. Wäre ich dort mit verbundenen Augen ausgesetzt worden, ohne zu erfahren, in welchem Land ich bin, hätte ich wahrscheinlich ohne zu zögern vermutet, mich im Südwesten der USA zu befinden. Auch aus fahrtechnischer Sicht war die Strecke super abwechslungsreich. Die beiden zu durchquerenden Furten waren nicht sonderlich tief, so um die 30 bis 40cm, wobei die zweite Furt eine relativ hohe Fliessgeschwindigkeit hatte. Alles in allem benötigte ich für die ca. 45km ungefähr 2,5 Stunden. Das Verkehrsaufkommen war sehr gering, nur einige wenige Geländewagen, eine Enduro und vier oder fünf ATV/Quads begegneten uns. Am Gullfoss angekommen herrschte dort erwartungsgemäß noch immer recht viel Trubel, obwohl die Sonne schon recht tief stand

 

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Neuer Tag, neues Glück… Los ging es mit der Strasse 30 für ca. 35km, dann die 32 in Richtung Osten zum Hjálparfoss. Am frühen Morgen hatten wir den Wasserfall noch ganz für uns allein und konnten dort ungestört fotografieren. Anschließend folgten wir der Strasse 26 in östlicher Richtung über Sprengisandur zum Abzweig der F26 am Þórisvatn in nördlicher Richtung ins Hochland. An Versalir unterhalb des Köldukvislarjökull vorbei, am Fjördusvatn bis Mýri, dann auf der 842 nach Norden bis zur Ringstrasse 1, weiter zum Goðafoss, dann die Ringstrasse 1 in östlicher Richtung bis Skútustaðir südlich des „Mückensees“ Mývatn.

Allein die Piste der Hochlandstrasse hat eine Länge von ungefähr 220 km, ist sehr karg an Vegetation, einfach ein Traum für jeden Overlander. Dennoch wechselte der Boden zwischen schwarzem Lavasand, felsigem Untergrund und Geröll. Einfach unbeschreiblich… Da wir keine Vorstellung von der Beschaffenheit der Route hatten, starteten wir um 6:30 Uhr und waren sehr erfreut und überrascht, dass wir unsere geplante Tagesetappe so gegen 19:00 Uhr geschafft hatten.

 

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Von Skútustaðir fuhren wir westlich des Mývatn die Strasse 848 nach Norden, dann auf der 87 nach Nordwesten und weiter auf der 85 nach Norden bis Húsavík. Der in der Umgebung bei weitem größte Ort hat einen recht beschaulichen Hafen, von dem aus Touren für Whale und Puffin Watching (Papageitaucher) angeboten werden. Der Küstenlinie weiter nach Norden folgend, führte unser Weg von Máná wieder in südöstlicher Richtung bis Ásbyrgi und nach Raufarhöfn, wo wir an der einsamen Küste auf interessante Skulpturen stießen – wer mag sie geschaffen haben und warum? Langeweile, Übermut oder Kunst?

 

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Zurück in Ásbyrgi, folgten wir ab hier der F862. Ein grandioses Schauspiel boten der Dettifoss und der Sellfoss, die Vielzahl der Isländischen Wasserfälle ist schon faszinierend. Ein Abstecher auf der 863 führte uns zum Kratersee Viti, an dessen Rand sich unter der Wasseroberfläche bereits Pflanzen angesiedelt haben. Allein die Farbe des Wassers, welche den See im Sonnenlicht fast unwirklich von der Umgebung abhebt, ist mehr als nur beeindruckend.

 

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Im Anschluss daran folgten wir der Ringstraße zu den Sulfataren im durch Mineralien farbenprächtig kolorierten Hochtemperaturgebiet unterhalb des Namafjäll. Blubbernde Schlammpötte, fauchende Dampfschwaden und der an faule Eier und vielleicht ein wenig an die Hölle erinnernde Geruch von Schwefelwasserstoff sind ein wirkliches Erlebnis.

 

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Die Abendsonne genossen wir dann an der Tuffsteinformation Dimmuborgir („dunkle Burgen“), einem der trockensten Gebiete Islands. Mit seinem dunklen, bizarr geformten Lavagestein wirkt die Gegend irgendwie verwunschen. Man sagt, dass in diesen Lavagebilden Trolle hausen. Bei genauem Hinsehen kann man sich dies sogar vorstellen. Entstanden ist Dimmuborgir vor rund 2300 Jahren aus einem aufgestauten, ungefähr 20m tiefen Lavasee. Das Grundwasser verdampfte durch die heiße Lava, wobei der aufsteigende Dampf die Lava zerriss und sie zum Erstarren brachte.

 

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In Skútustaðir begannen wir unsere nächste Etappe über die 1 nach Osten und folgten dieser bis zum Abzweig der F38. Die ersten 80km der Hochlandpiste führten uns durch Lava- und Geröllfelder bis zur Hütte unterhalb des Herðubreið. Nach weiteren 33km Fahrt durch Lavafelder erreichten wir Dreki, ein kleines Camp direkt am Fuße des 1245m hohen Vulkans Askja. Von hier aus fuhren wir die letzten 10km in Richtung Gipfel, wo die Strasse dann in 1100m Höhe endete. Hier kann es selbst Anfang August noch echt frisch sein, so um die 10° Celsius. Wer es etwas wärmer mag, wandert hinauf zum warmen Kratersee, um dort gemütlich zu baden.

 

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Um auf die Hochlandstrasse F910 zu gelangen, mußten wir für etwa 25km die gleiche Strecke zurück fahren. Weitere 65km auf der F910 durch karges Lava- und Sandgebiet warteten auf uns. Etwa auf der Hälfte der Strecke überquerten wir einen Gletscherfluss auf einer einspurigen Holzbrücke, die am anderen Ufer mit einem Tor verschlossen war. Nach einigen Momenten des Zögerns entschlossen wir uns, zu prüfen, ob sich das Tor öffnen lässt, da in unserer Fahrtrichtung kein Hinweisschild angebracht war. Es stellte sich heraus, dass das Tor Nutzvieh daran hindern sollte, den Fluss zu überqueren – wir konnten unsere Fahrt also fortsetzen. Beeindruckend war der Sandsturm, in den wir kurz darauf gerieten. Teilweise war gerade noch Schrittgeschwindigkeit möglich, da der Weg kaum noch erkennbar war. Ab Brú führte uns die F907 für weitere 30km durch hier bewirtschaftetes Hochland. Von hier aus wandten wir uns ostwärts auf die 902, um von dort auf die Ringstraße zu gelangen, die uns für unsere letzte Nacht auf Island wieder nach Egilsstaðir führte.

Diese Reise war viel zu schön, zu abenteuerlich und viel zu kurz! Island, Wir kommen in jedem Fall wieder…

 

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Als letzte Anmerkung noch ein praktischer Reisetipp:

Bei unserem einwöchigen Besuch der Insel entschieden wir uns, nicht an einer Offroad-Gruppenreise teilzunehmen, sondern auf eigene Faust einer Routen-Empfehlung der Smyril Line zu folgen und haben dies als Island-Neulinge nicht bereut.

Ankunft mit der Norröna in Seyðisfjörður und Einreise durch den Zoll: völlig ausreichend ist es, einen Personalausweis, den nationalen Führerschein und eine internationale, grüne Versicherungskarte mitzuführen. Gemäß der Isländischen Zollbestimmungen ist es gestattet, pro Person 3kg Lebensmittel einzuführen. Nicht erlaubt ist die Einfuhr von frischen oder geräucherten Wurst- und/oder Fleischwaren oder von Molkereiprodukten (Vollkonserven sind ausgenommen). Wer sich hier selbst verpflegen möchte, kann seine Vorräte problemlos, aber zu recht üppigen Preisen im nächsten Supermarkt vervollständigen und so gut ausgerüstet das Abenteuer beginnen.

Wer auf Island ein iPad, einen TabletPC oder ein Notebook kostengünstig nutzen möchte, sollte sich gleich zu Beginn der Reise eine Prepaid-Karte kaufen. Wir benutzen ein Android-Tablet zur Navigation und fanden in Egilsstaðir einen Computerladen im Zentrum, gleich gegenüber der N1 Tankstelle. Die „NetFrelsi“ von SIMINN kostete 980 ISR inklusive 300MB Datenvolumen. Sie kann online aufgeladen werden, 3 GB kosten dann 1690 ISR (alles Stand August 2012). Selbst an vielen Stellen des Hochlandes war die Abdeckung recht gut, in Ortschaften und an der Ringstraße gibt es eigentlich immer ein Netz.

Zuletzt geändert: 25.06.2022

Es gibt einen Kommentar zu :
Island – Faszination im Land der Trolle, Elfen und Vulkane

  1. Danke für die tollen Fotos das Video und den Bericht. Ich will dann immer sofort wieder los nach Island fahren 😉 .

    P.S: schickes Auto 🙂

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