In unserem Sprinter, einem HRZ Freedom, war von Anfang an eine Thetford Chemietoilette eingebaut, so wie bei vielen anderen Reisemobil-Ausbauten ja auch. Das fanden wir anfangs auch ganz ok, aber mit der Zeit nervten uns das ganze Chemie-Zeug und vor alle die Notwendigkeit, so alle zwei Tage eine Entsorgungsmöglichkeit suchen zu müssen. Wir stehen meist auf Stellplätzen oder frei und da gibt es diese Möglichkeit je nach Reiseland eher nicht so oft. Das Mitschleppen einer zweiten Kassette war auch nicht die ideale Lösung Nach langem Zögern fiel dann unsere Entscheidung um so klarer: Eine Trenntoilette muss her. Da ich weiß, dass es zu diesem Thema kontroverse Meinungen gibt, schlage ich vor, dass jede(r), der/die der Sache ablehnend gegenüber steht, hier der Einfachheit halber nicht weiter liest und nach eigener Facon für sich glücklich wird. Das „Badezimmer“ unseres Sprinters (HRZ Freedom, mittlerer Radstand mit Festbett hinten quer) ist nicht besonders groß, die Breite beträgt etwa 67cm, die Länge nur 78cm abzüglich zusammengefalteter Duschabtrennung. Die ebenfalls etwa 67cm breite Kassettentoilette in Bankform (eine Thetford C400L) ist auf einer etwa fünf Zentimeter hohen Stufe in der GFK-Duschkabine montiert und ragt an der Vorderkante des Toilettensitzes etwa vierzig Zentimeter in den Raum hinein. Davor bleiben in Kniehöhe also etwa 38cm Bewegungsfreiheit – nicht unbedingt großzügig. Der eingeschränkte Platz spielte dann auch beim Umbau eine wichtige Rolle. Als Erstes kam die Thetford-Toilette raus. Um das überhaupt möglich zu machen, musste die Alu-Anschlagsleiste der Duschabtrennung neben der Tür entfernt werden. Das waren zwar nur vier Schrauben, aber im unteren Bereich kam jede Menge Klebstoff hinzu. An die ebenfalls vier Befestigungsschrauben der Toilettenbank kommt man ganz leicht, indem man Deckel und Sitzbrille nach oben abzieht. Eine weitere Schraube nach unten, von der in manchen Anleitungen die Rede ist, gab es bei uns nicht. Das war der einfache Teil. Die Bank war großzügig abgedichtet und eingeklebt, was prinzipiell ja auch prima ist, die Demontage aber extrem erschwerte. Zerstörungsfrei war das bei uns dann letztlich unmöglich und das Konstrukt verließ den Raum in diversen Einzelteilen. Übrig blieb die nun recht leere Sanitär-Kabine, die nun noch von Kleberesten befreit werden musste.
Zunächst war der Plan, eine eigene Bank aus neun Millimeter starker Siebdruckplatte zu bauen und den Trenneinsatz von Separett zu benutzen. Von den Maßen her erschien dies mit der Gesamttiefe der Brille von rund 45 Zentimeter eng, aber noch nutzbar. Tatsächlich stellte sich nach Fertigstellung des Rohbaus heraus, dass man sich nun im Bad nicht einmal mehr umdrehen konnte, da der Überstand in Kniehöhe dabei im Weg war. Mit etwas mehr Platz wäre es prima gegangen, aber den haben wir nun mal nicht. Also musste eine neue oder geänderte Planung her.
Nachdem ein Bekannter schon seit einiger Zeit mit seiner Airhead Trenntoilette sehr zufrieden ist, habe ich mich mit dieser nochmal eingehend befasst. Sie ist ziemlich teuer, aber es gibt sie auch in einer weniger tiefen Ausführung für Boote und in dieser Version passt sie in unsere Platzverhältnisse. Da sich auf der GFK-Stufe natürlich nichts verschrauben lässt, habe ich als Grundplatte eine 8mm starke HPL-Platte zugeschnitten. Die Haltewinkel für Toilette und Urintank sind mit rostfreien M5-Senkkopfschrauben befestigt, die in passenden Einschlagmuttern Halt finden. Die fertige Grundplatte habe ich dann mit Sikaflex 252 großzügig verklebt und die Fugen später mit Dekasyl MS-2 abgedichtet. Ein Tipp am Rande: Die Einschlagmuttern lassen sich in HPL weder einziehen noch einschlagen, dazu ist das Material zu hart. Ich habe daher rund um die eigentliche Bohrung nach vier kleine Löcher angebohrt, in welche die „Flügel“ der Einschlagmutter greifen. Die ehemalige Serviceöffnung für die Kassette wurde von innen mit einem 3mm starken Stück Alu-Dibond verklebt, in dem eine Öffnung für den Abluftschlauch und ein kleineres Loch für einen wasserdichten Schalter angebracht wurden. Mir ging es darum, die Sanitärkabine innen so weit glatt und dicht zu haben, dass die Duschfunktion nicht eingeschränkt wird. An der Serviceklappe selbst wurde ein 70mm-Loch für den Lüfter gesägt, das außen vom bereits vorhandenen SOG-Filtergehäuse geschützt ist. Auf der Innenseite der Klappe wurde das Lüftergehäuse der Airhead verschraubt und der Lüfter über zwei Wago-Doppelklemmen mit dem Schalter mit der vorher für die Spülpumpe benutzten Stromversorgung verbunden.
Statt des mitgelieferten Schlauchanschlusses der AirHead habe ich eine 1 ½ Zoll Gewindemuffe eingesetzt und den Schlauch mit einem passenden 90°-Anschluss versehen. So lässt er sich einfach von der Toilette trennen und wieder ansetzen und hält sicherer als mit der mir etwas suspekt erscheinenden Steckverbindung. Auch den mitgelieferten Schlauch habe ich ersetzt und gängigen 40mm-Abflussschlauch verwendet, da sich damit engere Kurvenradien realisieren lassen. Die Griffe habe ich demontiert, um etwas Platz zu gewinnen.
Die Airhead betreiben wir nicht als Kompost-Toilette, sondern im „Eimer-Modus“. Die Kurbel ist ausgebaut, so dass ein handelsüblicher 10l-Eimer in das untere Gehäuse passt. In den Eimer gestülpte, biologisch abbaubare 20l-Beutel machen die Entsorgung unterwegs einfach und sauber.
Jetzt muss sich die Konstruktion in der Praxis nur noch über einen längeren Zeitraum bewähren – da habe ich aber keinerlei Bedenken.
UNBEZAHLTE WERBUNG
Da ich mehrfach danach gefragt wurde, nenne ich hier mal die Bezugsquelle für die Airhead Trenntoilette. Ich betone ausdrücklich, dass ich dafür weder etwas bekomme noch bekommen habe und auch keinerlei Verbindung zwischen mir und dieser Firma besteht. Ich habe dort lediglich ein Mal eben die Trenntoilette zum ganz normalen Preis bezogen. Wer also an dem Teil interessiert ist, findet weitere Informationen unter http://www.airheadtoilet.de/
Zuletzt geändert: 02.01.2022
Hallo Michael Grube
Dein Umbau ist sehr interessant. Für Dich und den Lesern Deines Artikels möchte ich meinen aktuellen Erfahrungsbericht mit Umbau und Nutzung der Trenntoilette hier anfügen. https://www.explorermagazin.de/misch/trenntoil20.htm
Schöne Grüße
Sepp Reithmeier
Moin Sepp!
Diese Erkenntnis erreicht immer mehr Reisende und inzwischen ja auch Ausbauer.
(Übrigens wäre ein Rück-Link sehr nett.)