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Internet für Overlander bzw. Camper – darüber gibt es inzwischen ziemlich viele Beiträge im Netz und ich hätte darüber garantiert nicht noch etwas geschrieben, wenn mir nicht zufällig eine extrem nette, vielseitige und kostengünstige Lösung begegnet wäre – der Mini-Router GL-MT300N der chinesischen Firma GL.iNet. Und warum ist das Ding nun aus meiner Sicht so erwähnenswert? Um das zu beantworten, erkläre ich erst einmal, wozu wir das kleine Kästchen nutzen.

Unterwegs haben wir fast immer zwei Tablets und zwei Smartphones mit Internet zu versorgen, Zwar stecken da überall deutsche SIM-Karten drin, deren Nutzung für den Zugang zum Internet ist aber aus verschiedenen Gründen gar nicht überall sinnvoll erscheint. Zwar gibt es innerhalb der EU keine Roaming-Gebühren mehr, außerhalb dieser Länder sieht es aber anders aus und die Verwendung der heimischen SIM-Karte kann schnell utopisch teuer werden. Zudem ist Datenvolumen in den meisten Ländern einfach günstiger als bei uns und der Kauf einer Prepaid-Karte im jeweiligen Land damit oft die bessere Lösung. Damit wären wir schon bei Punkt 1: Wir wollen natürlich unter unseren Telefonnummern erreichbar bleiben. Da wir keine Dual-SIM-Geräte haben und auch nicht anschaffen möchten, bliebe nur der Kauf zwei Karten für die Tablets und Bluetooth-Tethering für die Smartphones. Das ginge zwar, ist aber auch irgendwie eine fummelige, unbefriedigende Lösung. Schöner wäre es, wenn man alle Geräte (vielleicht ist ja auch noch ein Notebook o.ä. Dabei) über einen zentralen WLAN-Router mit nur einer SIM-Karte mit dem Internet verbinden könnte.

Immer öfter gibt es ja auch frei nutzbare WiFi-Hotspots, so z.B. bei Fastfood-Restaurants, auf vielen Campingplätzen und an allerlei anderen Orten. Das ist zwar auf den ersten Blick schön, macht uns aber immer ein unwohles Gefühl. Viele dieser freien WLAN-Netze sind unverschlüsselt und selbst, wenn sie verschlüsselt sind, weiß man nicht, mit wem man sich da im gleichen lokalen Netzwerk befindet. Die Chance auf neugierige oder sogar böswillige Zeitgenossen steigt mit der Zeit immer mehr und ob man nun den Restaurant-Ketten und anderen Betreibern überall trauen mag bzw. sollte, bleibt offen. Manchmal ist der WLAN-Zugriff auch nur auf ein einzelnes Gerät beschränkt. Punkt 2 war bei uns daher der Wunsch, von unserem mobilen Router einen VPN-Tunnel, also eine verschlüsselte Verbindung, zu unserem eigenen heimischen Internet-Anschluss (z.B. mit  OpnSense, pfSense, IPCop, IPFire oder einer anderen Lösung) oder zumindest zu einem VPN-Anbieter in Deutschland aufbauen zu können. Die Daten laufen dann sämtlichst über diesen verschlüsselten Tunnel in das deutsch Internet, für aufgerufene Webseiten, Mailserver etc. sieht es dann aus, als befinde man sich selbst in Deutschland. Als Nebeneffekt ergibt sich hierdurch auch die Lösung für Punkt 3: In manchen Ländern wird der Zugriff auf bestimmte Internet-Seiten und/oder -Dienste von Seiten der Provider oder sogar staatlich beschränkt. Deutsche Datenschutzgesetze gelten dort ohnehin nicht und wer da so alles an der Leitung lauscht, weiß man auch nicht. Auch für dieses Problem stellt ein VPN-Tunnel,eine effektive Lösung dar.

Bisher haben wir auf Reisen den TP-Link MR-3020 benutzt, der aber leider selbst kein VPN kann und auch eine nicht besonders gelungene Administrations-Oberfläche hat. Eine Änderung der Konfiguration, also beispielsweise das Verbinden des Routers mit einem neuen WLAN , macht da wenig Spaß. Zwar gibt es die offene Firmware OpenWRT und damit u.a. VPN-Funktionalität auch für diesen Router, die Oberfläche ist dann aber trotz ihres Leistungsumfangs für häufige Änderungen eher noch weniger komfortabel zu nutzen. Der Router ist damit zwar eine Lösung für alle drei genannten Punkte, wir haben ihn aber gar nicht mehr so oft genutzt, weil die Bedienung einfach nicht mehr so bequem ist. Durch Zufall bin ich dann in der c’t über die kleinen Mobil-Router von GL.iNet gestolpert und als ich sah, dass das kleinste Modell, den GL-MT300N, gerade mal zwanzig Euro kostet, habe ich es mir einfach mal so zum Herumspielen bestellt.

Das kleine gelbe Kästchen ist gerade mal 6 x 6 x 2 cm groß, hat zwei RJ45-Buchsen (1 x  WAN, 1 x LAN), eine USB-Buchse, einen kleinen Schalter, einen kleinen Reset-Taster, drei LED und einen Micro-USB-Anschluss für die Stromversorgung. An die USB-Buchse kann man einen Surfstick mit SIM-Karte anschließen, einen eigenen SIM-Kartenslot hat das Gerät nicht. Da wir schon einen Stick hatten, machte das nichts – die Dinger kosten aber auch nicht mehr viel. Die Stromaufnahme liegt im WLAN-/WISP-Modus bei 160 bis 180mA, Mit eingestecktem Surfstick/Modem (unseres ist ein ziemlich altes Teil) lag die Gesamtaufnahme im Betrieb zwischen 550 und 680mA.

Als Firmware ist eine Portierung von OpenWRT installiert, die Web-Oberfläche ist angenehm übersichtlich und intuitiv. Die Wahl der Zugangsart (über den Surfstick, per USB-Tethering, über LAN oder über WiFi) ist angenehm und schnell möglich. Auf WLAN-Seite wird eine Bandbreite bis zu 300Mbit unterstützt und der kleine Kasten beherrscht WISP-Mode, kann also einen einzigen WLAN-Zugang für mehrere Geräte über ein internes WLAN zugänglich machen. Auch OpenVPN lässt sich einfach per ovpn-Konfigurationsdatei installieren und der kleine Schalter kann so konfiguriert werden, dass er den Tunnel ein- bzw. ausschaltet. Wer weitere OpenWRT-Module installieren möchte, die klassische Luci-Oberfläche oder SSH bevorzugt, dem steht auch das offen.

Wi Fi und VPN für Camper und Overlander

Die übersichtliche Web-Oberfläche des MT-300N

Tiefer möchte ich in diesem Text gar nicht einsteigen. Mir geht es darum, diesen für unsere Zwecke so gut geeigneten, aber eher unbekannten Router zumindest einem Teil der Overlanding- und Camping-Community mal zur Kenntnis zu bringen. Ich kann und werde niemandem erklären, wie er/sie so etwas zum Laufen bekommt und was man wo machen muss – bitte findet das selber heraus! Das alles ist kein Hexenwerk und auch nicht besonders schwer, das Internet ist voller Anleitungen, HowTos und Erklärungen dazu. Wer nicht so ganz genau weiß, wovon ich hier schreibe, das Thema aber irgendwie interessant findet bzw. sich solche Funktionalitäten wünscht, dem lege ich stark ans Herz, sich einmal etwas intensiver mit der Materie und deren Grundlagen zu befassen. Die Nutzung von Technologien, die man nicht wirklich versteht, wird einem früher oder später Probleme bereiten und birgt gerade auch beim Thema Internetzugang allerlei Sicherheitsrisiken. Das gilt nicht nur für diese Lösung, sondern erst recht für all die tollen, kleinen Plug-and-Play-Mobilrouter, von denen man oft gar nicht weiß, was sie intern eigentlich machen.

In dem Sinne: Viel Spaß und Erfolg und immer guten Empfang!

Zuletzt geändert: 29.02.2020

Es gibt 5 Kommentare zu :
Wi-Fi und VPN für Camper und Overlander

  1. Peter sagt:

    Hallo Mike,

    danke für deine kurze Erklärung. Habe mir das ganze doch etwas einfacher vorgestellt. Ich bleib dran und google weiter.

    Schöne Grüße,
    Peter

  2. Peter sagt:

    Guten Tag Michael,
    mit Interesse habe ich deinen Beitrag zum mobilen WLAN-Router und VPN gelesen.
    So einen Router habe ich mir vor ein paar Tagen zugelegt und möchte damit wie du einen VPN-Tunnel zu meinem Heimrouter (Fritzbox 7490) machen. Da ich kein Profi bin, besorge ich mir das Wissen aus dem web. Allerdings bin ich jetzt etwas irritiert, da mir jemand sagte, dass eine Verbindung zwischen GL.iNet Routern und einer Fritzbox nicht möglich ist. Ich habs gelesen, dass du keine technische Beratung gibst. Aber vielleicht könntest du mir bitte die Frage beantworten, ob du eine Fritzbox oder einen anderen Heimrouter verwendet hast?
    Danke und viele Grüße,
    Peter

    1. Michael Grube sagt:

      Moin Peter!
      Tatsächlich nutze ich selber keine Fritzbox dafür, ich setze hier einen kleinen mini-Rechner mit freier Software (OpnSense, pfSense) als Router ein. Ob es direkt mit der Fritzbox geht, kann ich nicht beantworten – dazu müsstest Du etwas googlen. Viele NAS-Geräte bieten einen OpenVPN-Server und den kann man auch über eine (bzw. hinter einer) Fritzbox erreichbar machen. Damit so etwas auch wirklich sicher zu nutzen ist, muss man es meiner Ansicht nach aber tatsächlich verstehen. Wer mit der beschriebenen Lösung nicht klar kommt und eine Fritzbox hat, kann natürlich auch einfach auf jedem Gerät einzeln ein Fritzbox-VPN aufbauen – ein paar Vorteile der Lösung mit dem kleinen Router verliert man dann halt leider.

      Viel Erfolg!
      Mike

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