|

Wer kennt das nicht: Das Wetter ist so schlecht, dass man das Zelt (bzw. das Fahrzeug, die Kabine …) nicht verlassen mag oder kann und die Benutzung des Kochers nicht möglich ist, weil man eben nicht ausreichend lüften kann oder sogar die Brandgefahr zu hoch ist? Da bleibt dann nur eine kalte Mahlzeit oder der Power-Riegel – oder ein selbst erhitzendes Fertiggericht. Wir haben im Laufe der Zeit immer mal wieder das eine oder andere selbst erhitzende Menü ausprobiert und beim letzten Starkregen bei Windstärke 6 in Schottland kam uns die Idee, mal ein paar aktuell auf dem deutschen Markt angebotene Varianten zu vergleichen.

Selbst erhitzende Mahlzeiten sind nichts anderes als Fertiggerichte mit meist sehr langer Haltbarkeit, welche in einer Dose, einem Beutel oder einer Schale versiegelt und zusammen mit einem chemischen Hitzepack geliefert werden. So ein Hitzepack besteht meist aus einem kleinen Beutel Wasser und einer Kammer (bei Dosen) bzw. einer Art „Kissen“ (bei anderen Packungsformen) mit einer chemischen Substanz (oft wird Calciumoxid verwendet), die beim Kontakt mit Wasser auf Grund einer exothermen Reaktion genügend Hitze abgibt, um das eigentliche Fertiggericht in etwa zehn bis fünfzehn Minuten auf eine anständige Esstemperatur zu bringen. Die ganze Chemie kommt dabei mit der Mahlzeit selber nicht in Berührung. Entwickelt wurde das Prinzip ursprünglich für den Einsatz beim Militär.

Für unseren kleinen Vergleich haben wir drei verschiedene Produkte ausgewählt, die auf dem deutschen Markt mehr oder minder problemlos erhältlich sind:

  • Chicken Casserole mit Kartoffeln, Karotten, Erbsen und Zwiebeln von HOT PACK (~ € 10,-)
  • Hähnchenbrustfilet in Streifen mit Erbsen und Reis von HOT ACTION FOOD/albfood (~ € 8,-)
  • Mexican Style Chicken Stew von Meal-Ready-To-Eat (US-Militärration, ~ € 13,-)

Es gibt auch noch andere Anbieter wie beispielsweise „HOT CAN“ oder „Heater Meal“, die aber momentan hierzulande schlecht oder gar nicht zu bekommen sind, daher haben wir sie weggelassen. Von beiden Anbietern hatten wir in früheren Jahren schon einmal Gerichte probiert und sie haben uns geschmacklich nicht überzeugt – daher fiel uns das Weglassen dann auch nicht so schwer. Die drei von uns aktuell probierten Gerichte haben wir absichtlich etwas ähnlich ausgewählt, von allen Herstellern gibt es natürlich auch noch andere Sachen als nur Hühnchen.

Inhalt

Die „Probanden“ enthalten ganz unterschiedliche Mengen, das MRE über Mahlzeit und Hitzepack hinaus noch allerlei andere Sachen. Hier das, was wir nach dem „Unpacking“ vorfanden:


HOT PACK

Der Karton enthält;

  • Beutel mit der Mahlzeit (300g)
  • Pappschale
  • Beutel mit Wasser
  • Kunststoff-Besteck und Serviette
  • Tütchen Salz & Pfeffer
Selbsterhitzende Mahlzeiten fürs Campen?

 

HOT ACTION FOOD/albfood

Die Kunststoff-Verpackung ähnelt ein wenig einem Zwitter aus Luftpolster-Beutel und Thermo-Einkaufstasche und enthält:

  • Mahlzeit (400g) in Kunststoffschale mit aufgeschweißtem Aludeckel
  • Hitzepack-Beutel
  • Beutel mit Wasser
  • Kunststoff-Besteck und Serviette
  • Tütchen Salz & Pfeffer
Selbsterhitzende Mahlzeiten fürs Campen?

 

US Army Meal-Ready-To-Eat/MRE

Der verschweißte Plastikbeutel enthält:

  • Beutel mit der Mahlzeit (227g)
  • Hitzepack-Beutel und dünne Papphülle dafür
  • Beutel mit Früchten in Sirup (128g)
  • Beutel vegetarische Cracker (37,8g)
  • Beutel Erdnussbutter (42,5g)
  • Beutel Käsebrezel (51g)
  • Tüte M&M Schokolade (49,3g)
  • Beutel Schoko-Haselnuss-Getränkepulver
  • kleiner Beutel Cranberry-Getränkepulver
  • Salz, Pfeffer, ein Erfrischungstuch, zwei Kaugummis und ein paar Blätter Toilettenpapier
  • Plastiklöffel

Selbsterhitzende Mahlzeiten fürs Campen?

 

Erhitzen

Die „Zubereitung“, oder nennen wir es lieber „Erhitzung“, unterscheidet sich bei den Menüs prinzipiell kaum voneinander. Der Beutel bzw. die Schale mit der Mahlzeit kommt ungeöffnet in den Hitzepack-Beutel, das Wasser kommt ebenfalls mit hinein, der Beutel wird umgefaltet und nach zehn bis fünfzehn Minuten sollte das Essen heiß sein. Die Unterschiede liegen in den Details: Beim Army-MRE muss man das Wasser selber haben (was ja kein großes Problem sein sollte), bei den beiden anderen ist es dabei. Beim HOT PACK legt man den Hitzepack nun in die mitgelieferte Pappschale und beides dann in den Karton, beim Army-MRE ist es eine Art dünner Papphülle, in die man das Hitzepack schiebt. Das funktioniert zwar, ist aber mit dem nun fast heißen Hitzpack etwas fummelig.  Hier hat das Gericht von HOT ACTION FOOD die Nase klar vorn, denn bei ihm kommt das Hitzepack nun in die isolierende Umverpackung, was natürlich deutlich effektiver und praktischer ist.

Geschmacklich

Darum geht es ja eigentlich – schmeckt das Ganze? Und sieht es auch lecker aus? Das Auge isst ja bekanntlich mit. Keines der probierten Gerichte sah irgendwie unappetitlich aus und keines roch übermäßig nach irgendwelchen unangenehmen Fertiggericht-Gewürzen. Aber natürlich gab es Unterschiede:

Das Gericht von HOT PACK sah nicht nur ganz lecker aus, es schmeckte für ein Fertiggericht auch ziemlich gut. Die Hühnerstückchen schmeckten nach Huhn, die Kartoffeln nach Kartoffel usw. und die Konsistenz fanden wir sehr gut. Die Zutaten wurden nicht von Gewürzen oder Sauce erdrückt. Mit 300 Gramm ist die Portion in Ordnung, aber ein wenig mehr dürfte es schon gern sein, da ein gewisser Anteil eben Sauce ist.

Selbsterhitzende Mahlzeiten fürs Campen?

 

Auch das Gericht von HOT ACTION FOOD/albfood sah gut aus, erinnerte aber vom Aussehen nicht zuletzt auf Grund der Schale etwas an Lasagne. Auch hier waren die einzelnen Zutaten in Konsistenz und Geschmack klar unterscheidbar, die Hühnchenstücke waren kleiner und die Sauce vielleicht ein wenig zu dominant. Trotzdem, insgesamt durchaus schmackhaft und mit 400 Gramm eine ordentliche Portion.

Selbsterhitzende Mahlzeiten fürs Campen?

 

Beim Army-MRE wird man, wie wir fanden, mit so ziemlich jedem Löffel daran erinnert, dass es sich hier um ein Fertiggericht handelt. Die Zutaten sind alle ziemlich kleingehäckselt und vor allem schmecken alle Bestandteile gleich. Mit gerade einmal 227 Gramm ist die Portion auch ziemlich „überschaubar“ und macht nur in Verbindung mit dem anderen Bestandteilen des MRE wirklich satt. Der Fruchtsalat schmeckt fast genau wie der aus der Dose, ist nur „tütengerecht“ etwas kleiner zerhackt – eigentlich erstaunlich gut. Die Käse-Brezel entpuppten sich als Brezelstückchen und schmeckten so als Knabberkram recht anständig, die Veggie-Cracker mochten wir gar nicht. Auch die Schoko-Haselnuss- und Cranberry-Mixgetränke waren nicht nach unserem Geschmack und wirkten schon sehr, sehr künstlich.

Selbsterhitzende Mahlzeiten fürs Campen?

 

Zusammenfassung

Betrachtet man Handling, Aussehen, Geschmack, Portionsgröße und Preis, geht das Menü von HOT ACTION FOOD/albfood recht deutlich als Sieger aus diesem Vergleich hervor. Zwar fanden wir das Gericht von HOT PACK von Aussehen und Geschmack noch einen Tick besser, aber es ist doch um 25 Prozent kleiner und sogar etwas teurer. Dem MRE ist seine Herkunft als militärische Tagesration recht deutlich anzumerken und die Anzahl an „Beigaben“ zum Hauptgericht erklärt sicher auch den Preis – geschmacklich hat es uns aber nicht überzeugt. Ein warmes Essen kann gerade bei grottenschlechtem Wetter auch psychologisch zum Wohlbefinden beitragen und das kann vielleicht auch für die kleinen Goodies aus einem MRE gelten. Wie wichtig einem das ist, kann jeder nur selbst entscheiden.

Von allen drei Arten/Herstellern gibt es übrigens noch weitere Meals: bei HOT ACTION FOOD gibt es sechs unterschiedliche Gerichte, bei HOT PACK sind es acht und die US-MRE gibt es in mehr als zwanzig Varianten. Möglicherweise fallen die Unterschiede bei anderen Menüs auch anders aus, das muss und kann jeder selbst ausprobieren.

Einen wirklich großen Nachteil haben sie aber alle gemeinsam: Der Müllberg, der zum Schluss übrig bleibt, ist schon immens und übertrifft im Mengenverhältnis zum Essen den eines Fastfood-Besuchs noch deutlich. Die Umverpackung von HOT ACTION FOOD lässt sich vielleicht noch mal als Thermobeutel für irgendetwas verwenden, am Ende kommt aber auch er in die Tonne.

Fazit

So als „Notnagel“ für die eingangs beschriebene Situation sind solche selbst erhitzenden Mahlzeiten durchaus eine Option. Aus frischen Zutaten selber kochen, ein ausgesucht gutes Gericht aus der Dose oder einfach eine ordentliche Stulle ist aber qualitativ doch einfach etwas anderes, kostet weniger und verursacht vor allem weniger Abfall. Wir werden auch weiterhin zwei Portionen dieser Menüs für den „Notfall“ mit auf Tour nehmen, als regelmäßige Alternative für unterwegs finden wir sie aber nicht wirklich geeignet.

Anmerkungen

Selbstverständlich stellt dieser Beitrag keinen objektiven Test oder Vergleich dar, sondern gibt nur unsere eigene, ausdrücklich subjektive Meinung und unsere Eindrücke wieder. Wir verkaufen weder die besprochenen Artikel noch irgendwelche Wettbewerbs- oder Konkurrenzprodukte und haben mit den Herstellern auch keine geschäftliche oder andere Verbindung.

Der Regen-Hintergrund des Titelbilds wurde von „solarisgirl“ aufgenommen und auf Flickr unter der Lizenz „CC BY-SA 2.0“ eingestellt.

Zuletzt geändert: 13.01.2021

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert