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Die Fähre von Larne nach Cayrnryan braucht nur zwei Stunden. Trotzdem hoffen wir beim Ablegen in Irland irgendwie, dass uns in Schottland besseres Wetter erwarten wird. Vor ein paar Jahren waren wir schon mal dort und es hat uns ziemlich gut gefallen. Diesmal wollen wir uns vor allem mal einige Ecken angucken, in denen wir noch nicht gewesen sind und ein paar Stellen intensiver erkunden. Als wir um 22:00 Uhr ankommen, sieht es noch nicht so recht nach besserem Wetter aus. Es ist dunkel und wir beschließen, uns für die Nacht einfach ans hintere Ende des Fährterminals zu stellen.

Tag 1

Wir wachen bei Nieselregen und Nebel auf. Na gut, vielleicht bessert sich das ja noch. Auf Frühstück auf dem jetzt recht belebten Parkplatz haben wir nicht so recht Lust, ich suche im Netz nach einem vielversprechenden Café oder etwas Ähnlichem. Ich finde einige Kilometer südlich von uns einen Imbiss mit dem etwas seltsamen Namen „The Bunker“, der aber ziemlich gute Bewertungen hat. Wir fahren hin und finden eine Art Container-Bauwerk an einem Parkplatz und einige Autos davor, scheinbar alles Locals – eher ein gutes Zeichen. Wir bestellen das „Small Breakfast“ von der Karte und sind angesichts der üppig gefüllten Teller ganz froh, nicht „large“ bestellt zu haben. Sehr lecker!

Roadtrip Schottland & WalesGestärkt brechen wir auf Richtung Osten in die Wälder Galloways. Irgendwann biegt auf der rechten Seite Raiders Road Forest Drive ab und wir folgen der landschaftlich schönen, kleinen Forststraße. Am frühen Nachmittag kommt endlich die Sonne heraus und das Wetter scheint tatsächlich eher freundlich zu bleiben. Wir steuern die nächste freigegebene Forststraße, den Carrick Forest Drive, an und fahren ihn bis zum Ende. Schön, vor allem endlich auch mal in freundlichem Licht und nicht so grau wie die letzten Tage.

Glasgow umfahren wir komplett, wir haben überhaupt keine Lust auf Stadt. Uns zieht es in weniger dicht besiedelte Ecken. Schon im Vorfeld hatte ich eine alte Mörserstellung in der Nähe des Knockendon Reservoirs entdeckt, die wir uns ansehen wollen. Sie liegt am Ende einer unwegsamen Sackgasse abseits eines kaum befahrenen Single Tracks. Als wir ankommen, stehen dort schon vier PKW und wir denken, das werden wohl Wanderer sein oder Leute mit Hund. Als wir näher kommen, fällt uns auf, dass in jedem der Autos jeweils ein einzelner Mann sitzt. Wir stellen uns erst mal etwas abseits. Im Laufe der nächsten zwanzig Minuten kommen noch zwei Fahrzeuge, wieder mit je einem Mann, eines davon fährt gleich wieder weg. Ein Mann steigt aus, kommt an dem Sprinter und will wissen, ob wir Touristen seien und ob wir nur wegen der Landschaft hier seien. Wir wundern uns und als noch mehr Autos kommen und alle sich so komisch benehmen, dämmert uns, dass wir wohl auf dem lokalen Gay- oder Sex-Treff gelandet sein dürften – mitten in der Pampa. Wir beschließen, nicht weiter zu stören und verschwinden möglichst schnell wieder. Ohne diesen Umstand wäre das ein landschaftlich schöner, einsamer Übernachtungsplatz gewesen. Schade.

Wir nehmen die Fähre ans Westufer von Holy Loch, stellen uns an die Marina in Sandbank und gehen in den Pub. Im Holy Loch Inn bestellen wir ein Lager und Fisherman’s Pie. Beides sehr lecker. Auf den vielleicht gerade mal 250m zurück zum Camper erwischt uns ein Megaschauer, wir sind trotz Jacke komplett durch.

 

 


Tag 2

Die ganze Nacht Regen, teilweise ist es richtig stürmisch. Für meine schon etwas betagte Jacke ist das am Morgen scheinbar der auserwählte Zeitpunkt, den Reißverschluss der Selbstzerstörung zuzuführen. Reparieren lohnt nicht mehr, in Dunoon stopfe ich sie wehmütig in eine Abfalltonne und besorge in der Stadt Ersatz. Mit der Fähre setzen wir von Portavadie nach Tarbert über und erkunden die Halbinsel Kintyre. Zum Leuchtturm am Mull of Kintyre kommen wir leider nicht, für Caravans und Camper ist die Durchfahrt verboten. Wir drehen notgedrungen um und fahren nach Norden. Abends bleiben wir am Fähranleger zur Insel Gigha.

 

Roadtrip Schottland & Wales

 

Tag 3

Am Vormittag fahren wir bei strahlendem Sonnenschein Richtung Glencoe, um auf dem Areal von Highland Titles das ein-Quadratfuß-Grundstück meines Freundes „Laird Thomas“ zu „besetzen“. Mit einem Foto der Stelle und den Koordinaten gehen wir den Weg bergauf. Als es links ins Gelände geht und es etwa Highland-matschig wird, beginnt Christel höllisch zu fluchen. Wer hier Barfußschuhe trägt, ist aber auch selber schuld. Das „Grundstück“ finden wir, die von unseren Freunden dort als „Wache“ hinterlassene Schottenfigur wurde aber scheinbar entfernt.Ohne Gegenwehr gelingt es uns das Grundstück zu „besetzen“.

 

 

Weiter geht es für uns ins Glencoe-Tal. Auf der breiten Hauptstraße schneidet uns ein entgegenkommendes Wohnmobil in einer Kurve und zerschmetterte den rechten Außenspiegel. Ich klebe die zersplitterten Gläser mit Karosserie-Dichtpaste wieder provisorisch ein. Nicht schön, aber bis zum Ende der Reise dürfte es halten. Wir biegen in die schmale Sackgasse zum Loch Etive ein und fahren bis ans Ende der Straße. Neben der Einmündung des River Etive in den See finden wir einen schönen Platz zum Übernachten. Abends regnet es wieder. Schottland halt. Dazu tauchen Milliarden von Midges, den kleinen schottischen Mücken auf. Die Viecher sind so winzig, dass sie sogar durch die Mückengitter hereinkommen – und sie beißen! Der Tag hätte besser sein können.

 

 


Tag 4

Regen. Was sonst… Durch die wunderbare Landschaft von Glencoe fahren wir wieder nach Westen. Mit der Fähre geht es von Nether nach Corran und weiter bis Mallaig. Der Ort ist total voll, überall Autos, Busse und Wohnmobile, die Schlange vor der Fähre nach Armadale/Skye ist elendig lang und zieht sich durch das Dorf. Wir beschließen, den Umweg über Land zu nehmen, fahren nach Fort William und legen einen Wäsche-Tag ein. Die Münz-Wasch- und Trockenmaschinen sind unverschämt teuer, aber wir haben den Task erst mal erledigt.

Tag 5

Wieder Regen. Eigentlich wollen wir über die Brücke nach Skye, biegen aber aus Neugierde vorher ab und stoßen auf die kleine 6-PKW-Fähre von Glandel nach Kylerhea. Sehr cool, aber mit fünfzehn Pfund auch britisch teuer. Auf Skye drehen wir eine tolle Runde durch den Süden der Insel. Wunderschön. An einer einsamen Bucht am Loch Slapin (kein See, sondern eine Meeresbucht) finden wir einen traumhaften Platz zwischen Austernfischern und Schafen.

 

 


Tag 6

Nach dem Einkaufen fahren wir zum Neist Point, dem westlichsten Punkt von Skye. Hier ist richtig viel los – zu viel für unseren Geschmack. Wir machen uns lieber auf den Weg durch einsamere Landschaften quer über die Insel und über den Quiraing Mountain Range in Richtung Nordosten. Neben einer Ruine direkt an der Steilküste, auf einem Hügel 108m über dem Meer in der Nähe von Balmacqueen finden wir einen Traumplatz für die Nacht. Mitten zwischen den Schafen, die über unsere Anwesenheit zunächst nicht so begeistert erscheinen.

 

 

Tag 7

Das Wetter verspricht, recht gut zu werden. Beim Frühstück bekommen wir zwei Mal Besuch von kleinen Mietwagen, deren Fahrer sich die unbefestigte Piste hinauf gewagt haben und ihre Entscheidung angesichts des endenden Weges und den offensichtlichen Problemen beim Wenden auf vollkommen unbefestigtem Untergrund wahrscheinlich etwas bereuen. Helfen können wir ihnen dabei nicht – entweder wenden oder die Piste rückwärts wieder zurück. Wieder unterwegs, kommen wir am Old Man of Stor vorbei. Unterhalb stehen mindestens vierzig Autos und zwei Reisebusse auf dem Parkplatz und an der Straße. Vor ein paar Jahren waren wir hier alleine, heute verzichten wir auf einen Stopp. Wir halten nochmal am Supermarkt, verlassen die Insel über die Skye Bridge und fahren nach Plockton. Der Ort macht auf uns einen etwas komischen Eindruck – alles ist gepflegt und hübsch anzusehen, wirkt aber auch irgendwie künstlich. Wir bestellen uns an einer Bude Fish & Chips, die sich hier leider als nicht sehr lecker herausstellen.

 

 

Wir hangeln uns weiter an der Küste entlang, wollen zur Bealach na Ba, wohl Schottlands bekanntester Scenic Road. Sie führt bis auf 620m ü.NN. hinauf, was für Schottland schon eine ansehnliche Höhe ist. Laut Internet gehört sie angeblich zu den gefährlichsten Straßen der Welt. Diesen Unsinn konnten wir schon vor einigen Jahren mit dem Hilux nicht nachvollziehen und auch mit dem Sprinter macht uns die Strecke überhaupt kein Problem. Die Landschaft entlang der Straße ist beeindruckend und wir genießen die Fahrt, obwohl der Himmel sich schon wieder etwas zuzieht. Immerhin ist es nicht kalt, wir haben so um die 16°. Abends landen wir auf einem Campingplatz bei Little Sand. Der Platz ist ok und wir finden eine kleine Grillbude, an der wir uns als Abendessen sehr leckere Burger bestellen.

Tag 8

Unser Ausflug zum Rua Reidh Lighthouse scheitert einige Kilometer vorher an einer zu schmalen Unterführung. Blöd. Stattdessen machen wir uns weiter entlang der Küste auf den Weg zum Stoer Head. Das Wetter ist prima und die Landschaft ausgesprochen schön. So ist dann auch so ziemliche jede Ausweiche und freie Stelle in der Gegend gleich mit einem oder mehreren Wohnmobilen belegt. Wir vermuten, dass es am langen Pfingstwochenende liegt. Wir suchen nach einem Platz für die Nacht und finden ihn in der Nähe der Cape Wrath Ferry.

 

 


Tag 9

Von Durness geht es weiter nach Norden. Leider gibt es hier in Richtung Osten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keine Alternativen zur breiten, belebten Hauptstrecke. Alles ist touristisch erschlossen und entsprechend voll, an manchen Stellen herrscht geradezu Womo-Alarm. In Thurso kaufen wir ein und beschließen angesichts des Andrangs an der Fähre, die Orkneys aus dem Plan zu streichen. Am Dunnet Head Lighthouse, dem nördlichsten Punkt der britischen Hauptinsel, finden wir einen netten Platz für die Nacht. Zwar sind wir hier nicht allein, aber der Blick aufs Meer und hinüber zu den Orkneys gleicht das aus.

 

 


Tag 10

Die Nacht war stürmisch und unruhig, unser Esel hat in den Böen ziemlich gewackelt. Den kleinen Ort John O’Groats haben wir vom letzten Besuch als nicht sehr attraktiv in Erinnerung und diese bestätigt sich heute dann leider auch. Einige Kilometer weiter am gleichnamigen Leuchtturm ist es voll, aber durchaus schön – wäre da nicht der vom starken Wind quer getriebene Regen. Über schöne, kleine Nebenstrecken und Timber Roads fahren wir Richtung Südwesten und genießen die weite, fast menschenleere Landschaft. Wieder an der Küste, landen wir am Cromarty Firth, wo zahlreiche Ölbohr-Plattformen, einem skurrilen Industrie-Friedhof gleich, in der Bucht stehen. Für die kleine Cromarty Ferry sind wir angeblich zu schwer oder zu groß, jedenfalls möchte man uns nicht mitnehmen. Notgedrungen drehen wir um, fahren die Strecke ein Stück zurück und landen abends auf dem Dingwall Camping.

 

 


Tag 11

Graues Wetter. Wir finden einige schöne Nebenstrecken durch die Highlands und besuchen die Plodda Falls. Dort begegnen wir einem PKW voller deutscher Herren, die offenbar schon jetzt, noch vor dem Mittag, bereits „einen im Tee“ haben. Whisky-Tour hin oder her, ich weiß ja nicht, ob das sein muss. Wir fahren weiter, parallel zum Caledonian Canal und fast einmal rund um Loch Ness herum. Leider ist nicht viel zu sehen, es ist total neblig. Bei einem Stopp fällt unser Garmin-Navi aus der Tür auf den Asphalt und verstirbt dabei. Mist. Wir bleiben gezielt auf möglichst kleinen Stra0en und finden erst sehr spät einen geeigneten Übernachtungsplatz irgendwo am River Findhorn.

Tag 12

Wir wachen bei Nieselregen und sechs Grad auf. Heute ist für uns auch mal Whisky-Tag, aber ohne Betrinken. Auf dem Weg zur Dalwhinnie Distillery kommt für ein Weilchen die Sonne heraus. Vor der Tür treffen wir ein Pärchen mit einem roten Defender aus dem Nachbar-Landkreis. Die Welt ist ein Dorf.

 

Roadtrip Schottland & Wales

 

Im Café der Glenturret Distillery trinke ich einen Tee, Christel bleibt lieber bei Kaffee. Da für morgen dort relativ gutes Wetter angesagt ist, halten wir uns anschließend Richtung Osten. Unser angepeilter Platz für die Nacht fällt auf Grund einer Höhenbeschränkung leider aus. In der ganzen Gegend ist leider so ziemlich alles beschränkt und verboten, daher landen wir gegen 21:00 Uhr auf einem riesigen, überteuerten Camping-Moloch in Earlsferry. Und der Regen ist auch zurück.

Tag 13

Wir besuchen „Scotland’s Secret Bunker”, eine ganz interessante, museal betriebene Bunkeranlage aus dem Kalten Krieg nahe der Küste. Danach freuen wir uns schon auf den Einkauf im Kirkcaldy Indoor Market. Leider gibt es hier aber gar keine Frischware, sondern nur haufenweise China-Tand. Wir sind total enttäuscht. Auf der Brücke überqueren wir den Firth of Forth und umfahren Edinburgh auf der Autobahn. Wir haben überhaupt keine Lust auf Stadt (wie eigentlich immer…).

 

 

Im Bereich Scottish Borders erwartet uns schon eine ganz andere Landschaft. Wir halten einige Kilometer weiter südlich am Tibetanischen Zentrum Kagyu Sangye Ling, wo wir vor einigen Jahren schon einmal waren. Diese Einrichtung wirkt in der Umgebung wie aus der Landschaft gefallen.

 

 

Am Kielder Forest gehen wir in einen Pub mit Stellplatz, diverse Wohnmobile stehen schon da. Leider hat die Küche angeblich schon zu, es ist gerade mal 20:30 Uhr und andere Gäste bekommen noch etwas serviert. Wir hauen wieder ab. Rundherum allerlei touristische Infrastruktur, ein Klettergarten, Wasserski, Parkautomaten, Überwachungskameras selbst auf unbefestigten Parkplätzen und natürlich jede Menge denkbarer Verbote. Ätzend. Am Kielder Water suchen einen Platz und stellen uns auf den ansonsten leeren Parkplatz an einer Marina. Minuten später vertreibt uns ein Wachmann. Aber er ist nett, gibt uns einen Tipp und sagt einem Kollegen per Funk Bescheid. Wir dürfen uns auf den Matthew’s Linn Parkplatz stellen, der landschaftlich wirklich ganz nett ist. Leider gibt es mal wieder Myriaden von Midges. Nach Stunden der Mückenjagd im Auto beschließen wir, den Rest der Zeit lieber am Meer zu übernachten.

Tag 14

Eigentlich sind wir spätestens ab jetzt eher en Route Richtung Wales. Bei wechselhaftem, aber grundsätzlich freundlichem Wetter durchqueren wir den Whinlatter Forest Park und erkunden die Landschaft. Abends finden wir hinter dem Deich von Pilling, ein Stück nordöstlich von Blackpool, einen Platz für die Nacht. Diesmal ohne Mücken.

 

 


Tag 15

Liverpool und Manchester umfahren wir auf der Autobahn großzügig. Dafür umrunden wir Great Orme’s Head gemütlich auf dem Marine Dŕive. Unterwegs fragen wir uns immer wieder, wie mancher Ortsname in Welsh wohl ausgesprochen wird – manche wirken auf uns fast wie verschlüsselt. Wir haben richtig schönes Wetter, die Temperatur erreicht sogar kurz die zwanzig Grad.

 

Roadtrip Schottland & Wales

 

Es ist mal wieder ein Wäschetag notwendig. In Conwy fahren wir auf den Campingplatz, der sich als „Griff in die Tonne“ herausstellt. Das Personal ist unfreundlich und unwillig, der Wäschetrockner reiner Wucher: Für ein Pfund läuft er gerade mal vier Minuten! Wir haben gar nicht genug Münzen, die Rezeption will nicht wechseln und wir müssen bei dem inzwischen einsetzenden Regen über eine Stunde quer über den Platz laufen, um bei einigen anderen Campern Kleingeld zu wechseln. Wir sind ziemlich pissed.

Tag 16

Wir fahren nach Conwy hinein. Die mittelalterliche Stadt an der Nordküste von Wales ist total hübsch. Die imposante Stadtmauer mit ihren Toren ist praktisch komplett erhalten, die Häuser und Straßen der Altstadt sind berechtigterweise ein Touristenmagnet, entsprechend voll ist es. Die Hauptstraße führt tatsächlich durch die Stadt, die Stadttore reichen von der Breite her gerade so für den Esel. Nach einem Bummel erkunden wir die Gegend von Snowdonia – eine tolle Landschaft.

 

 

An der alten Funkstation auf der Landspitze zur bei Mynydd Mar, mehr als hundert Meter über dem Meer, ist die Aussicht fantastisch und das Wetter passt. Leider ist hier „Strictly No overnight parking“, auf dem Hügel wären wir in Sichtweite gleich zweier Campingplätze und vieler Häuser. Wir beschließen schweren Herzens, uns einen anderen Platz für die Nacht zu suchen. Das gestaltet sich schwierig. Die Campingplätze sind hier wie an einer Perlenkette aufgereiht, auf den Parkplätzen in der Gegend sind Übernachtungen überall verboten.

 

Roadtrip Schottland & Wales

 

Als wir schließlich die extrem schmale und kurvenreiche Strecke zum Bergrücken Cader Idris hinauffahren, ist es schon dunkel. Wir müssen unterwegs einige Tore öffnen (und natürlich wieder schließen – ganz legal!) und finden unterwegs zahlreiche Schafe vor, die es sich auf der wohl von der Sonne aufgewärmten Fahrbahn bequem gemacht haben. Die Tiere bleiben vom Fahrzeug vollkommen unbeeindruckt, ich muss mehrfach aussteigen und langsam auf sie zugehen, um sie überhaupt zum Aufstehen zu bewegen. Fast direkt an einem See, dem Llynnau Cregennen, finden wir einen schönen Parkplatz mitten in der Natur.

 

Roadtrip Schottland & Wales

 


Tag 17

Roadtrip Schottland & WalesWir wachen auf und es ist mal wieder grau in grau. Cader Idris folgen wir in Richtung Osten und begegnen mehreren Schulbussen, deren Insassen wohl ein Wandertag bevorsteht. Unser nächstes Zwischenziel ist „Mach Loop“, eine Kette von Tälern, in denen das Militär mehr oder minder täglich Tiefflugübungen durchführt. Das ist natürlich ein Paradies für Plane Spotter und im Internet finden sich dann auch die besten Foto-Positionen. Als wir dort ankommen, donnern kurz nacheinander drei große Transportmaschinen zum Greifen nahe über uns hinweg – ich schaffe es gerade noch, eine davon so leidlich zu fotografieren. Wir bleiben etwa neunzig Minuten und beobachten das rege Kommen und Gehen zahlreicher Spotter, haben aber leider nicht noch einmal „Jagdglück.

Dann geht es weiter nach Fishguard, wo unsere Freunde Stefan und Birgit ein Cottage an der Landspitze gemietet haben. Es entpuppt sich als kleines, geschichtlich interessantes Bauwerk, früher diente es als Kopfstation des ersten Untersee-Kabels zwischen Großbritannien und den USA. Wir verbringen einen sehr netten Abend mit den beiden und übernachten direkt vor dem Haus.

Tag 18

Im Beaches Diner in Fishguard genehmigen wir uns ein „Full Breakfast“ – empfehlenswert und lecker. Einige Kilometer weiter, am Pendine Beach, wurden früher einmal die Läufe für den Land Speed Record veranstaltet. Das ist lange her, heute ist fast der gesamte Bereich militärisches Sperrgebiet. Im westlichen Bereich soll es ein „Museum of Speed“ geben, das wir aber vor Ort einfach nicht finden können. Da, wo es sein müsste, sind größere Erdbewegungen im Gange. Schade.

Viele Kilometer später bemerken wir, dass unser Maskottchen nicht mehr da ist. Wir suchen erfolglos, unser kleiner Esel muss irgendwann irgendwo unbemerkt aus dem Auto gefallen sein. Wir rufen Stefan und Birgit an und bitten im Diner, ob sie wohl draußen mal gucken würden. Alles vergeblich. Ok, es ist nur ein Stofftier, aber es hat uns durch mehr als zwanzig Länder begleitet. Wir sind total traurig, zurückfahren erscheint uns hoffnungslos – wo sollten wir suchen? Hoffentlich findet ihn jemand und gibt ihm ein gutes Zuhause.

Der Objektivdeckel meiner Kamera gibt nun auch noch auf. Blöd. Der Verkehr auf unserer Route nimmt immer mehr zu, es folgt Ortschaft auf Ortschaft. Wir fliehen auf die Autobahn, um wenigstens Bristol zu umfahren. Die ganze Gegend ist ziemlich eng besiedelt und mächtig busy – nichts für uns. Abends landen wir auf einem sauberen, aber elend vollem Campingplatz in Cheddar. Kein so guter Tag.

Tag 19

Grob an der Küste entlang fahren wir, mal auf größeren, mal auf kleineren Straßen durch Devon. Unerwartet durchfahren wir dabei sogar drei kleinere Furten. So langsam müssen wir an den Heimweg denken, daher fahren wir über Barnstaple nach Süden Richtung Dartmoor. Für die Nacht finden wir einen einsamen, kleinen Parkplatz mit enger Zufahrt bei Lydford.

 

Roadtrip Schottland & Wales

 

Tag 20

Wir treiben uns eine ganze Weile rund um den Dartmoor Nationalpark herum und erkunden diverse, ins Gelände führende Sackgassen. Einige davon führen zum Dartmoor Training Area, wir hören MG-Feuer. Das Wetter ist total schön, Sonne und zwanzig Grad. Als Esel-Fans besuchen wir anschlie0end natürlich das Donky Sanctuary, eine Art auf Esel spezialisiertes Tierheim. Jede Menge Langohren. Seit unserem letzten Besuch vor vier Jahren wurde die Anlage extrem modernisiert. Mit Cafeteria, Gift Shop usw. wirkt es fast schon etwas zu kommerziell. Unser Übernachtungsplatz östlich oberhalb von Waxway at White Cross versüßt uns den Abend mit einer Hammer-Aussicht.

 

 

Tag 21

Wir müssen Kilometer machen, fahren Landstraße bis Salisbury und wechseln dann – ganz untypisch für uns – auf die schnellste Route inklusive Autobahn. Abends campen wir bei Cambriďge.

 

Roadtrip Schottland & Wales

 

Tag 22

Der Tag ist leicht diesig, aber freundlich, wir haben wieder sonnige zwanzig Grad. Bevor es zur Fähre geht, gönnen wir uns noch einen Besuch im Imperial War Museum in Duxford. Wir haben richtig Glück – es ist Sonntag und auf dem Platz ist Flugbetrieb mit allerlei historischem Gerät. Wir beobachten eine Spitfire, viele Doppeldecker und allerlei andere historische Flugzeuge. Nach ein paar Stunden haben wir genug zugeschaut.

 

 

Wir machen uns auf den Weg nach Harwich. Am alten Hafen finden wir ein total nettes Restaurant und bestellen uns Dorsch und Scholle, Ultralecker. Am Fährterminal fragen wir nach und dürfen fünfzig Meter vor dem Check-In für die Nacht parken. Morgen geht’s dann hinüber nach Holland und auf dem schnellsten Weg nach Hause.

Zuletzt geändert: 25.06.2022

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