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14.09.2018 / Kommentare (1)

Muss das sein, Tourist?

Vielleicht bin ich ja zu empfindlich oder zu altmodisch, aber irgendwie ärgere ich mich unterwegs immer häufiger über andere Menschen, genauer über das scheinbar immer mehr um sich greifende, antisoziale Verhalten mancher Touristen. Gestört hat mich so etwas zwar schon immer, aber über die letzten Jahre scheint mir das Phänomen immer mehr zuzunehmen. Vielleicht ist es eine Folgeerscheinung unserer modernen Zeiten? Ich habe fast das Gefühl, dass sich eine rücksichtslose „nach mir die Sintflut „-Haltung immer mehr etabliert, fast schon Normalität ist und zum Teil sogar gesellschaftlich akzeptiert wird. Worum geht’s mir?

Vorab noch eine Randbemerkung: Als Reisende sind wir alle selber meist Touristen an Orten, an denen wir nicht leben. Mir geht es hier nicht um Tourismus oder Reisen an sich, sondern um das unmögliche Verhalten, das manche Leute an den Tag legen. Ein paar Beispiele:

Der Gemeinschaft zur Verfügung stehende Sanitäranlagen wie beispielsweise Duschen und WCs auf Campingplätzen, Toiletten auf Fähren oder erst recht öffentliche Toilettenanlagen sind häufig nicht nur schmutzig, sondern oft auch ansonsten in einem bedauernswerten Zustand. Manchmal hat das mit dem Betreiber zu tun, viel öfter gehen aber die Nutzer selbst einfach rücksichtslos damit um. Da knallen Türen und Klodeckel, Papier wird einfach fallen und liegen gelassen, Dreck in die Duschen getragen, es wird fröhlich daneben oder auf die Brille gepinkelt und die Benutzung einer Klobürste scheint manchen Leuten völlig unbekannt. Ich kann mir schwer – nein, eigentlich überhaupt nicht – vorstellen, dass diese Leute sich daheim genauso benehmen.

Christel und ich haben uns in den letzten Jahren immer mal wieder darüber unterhalten, woran es liegen mag und ob da Muster erkennbar sind. Kinder und Jugendliche gehören scheinbar recht oft zu den „Klosündern“ und mit viel gutem Willen kann man es den Jüngsten ja auch nachsehen, bei Jugendlichen fällt uns das schon ziemlich schwer. Die Mehrzahl sind aber nach unserer Beobachtung Erwachsene, von denen man eigentlich eine gewisse Rücksicht und Verantwortung erwarten könnte. Möglicherweise hat das Verhalten in manchen Fällen mit Ekel zu tun („Hier fasse ich nichts an oder setze mich gar auf das Klo“) und führt dann dazu, dass es hinterher noch schlimmer ist. Zumindest geht unsere Theorie in diese Richtung. Mit Sicherheit ist aber auch ein guter Teil „mir doch egal, ist doch nicht meins“ dabei.

 

 

Muss das sein, Tourist?

Selbst solche Schilder scheint es geben zu müssen.

Gibt es mal keine Toilette und die Natur muss herhalten, scheinen es Viele nicht für nötig zu halten, ihre Hinterlassenschaften zu vergraben. Da liegen dann nicht nur die Exkremente herum, sondern auch gleich noch das Klopapier dazu.

Über Leute, die das einzige Waschbecken, die einzige Dusche oder eine andere, nur in geringer Zahl zur Verfügung stehende Einrichtung ohne jede Rücksichtnahme auf andere Wartende ewig lange blockieren, wundern wir uns schon fast gar nicht mehr. Die Analyse der Hintergründe ist in diesen Fällen ja auch nicht schwer: Purer, nackter Egoismus ohne jede Scham.

Traurig steht es oftmals auch um die Beachtung gewisser Regeln und Grundsätze im Gelände. Von einigen schwarzen Schafen werden Verbote missachtet, Wege zerfahren und zum Teil sogar Flurschäden verursacht. Die Grenzen, was noch „in Ordnung“ oder tolerierbar ist, scheinen da je nach Situation fließend zu sein – nur im eigenen Garten oder vor der eigenen Tür will das natürlich niemand, schon klar…  So ein Verhalten führt in der Folge natürlich zu immer mehr Verboten und Einschränkungen, unter denen dann viele andere leiden. Besonders anschaulich lässt sich (nicht nur) das über die letzten Jahre auf Island verfolgen, wo die Natur oft Jahre braucht, um sich zu regenerieren – auf Grund des rauen Klimas wachsen beispielsweise Flechten nur wenige Millimeter im Jahr. Aber auch in anderen Reiseländern sieht es oft ganz ähnlich aus.

 

 

Muss das sein, Tourist?

Geländeverwüstung durch verbotenes Offroad-Fahren in Island (Foto: Iceland Police)

Dasselbe gilt für das „frei stehen“ mit dem Camper. Wer das rücksichtsvoll, verantwortungs- und umweltbewusst tut, wird dabei selten Probleme haben und anderen auch keine bereiten. Wer Forst- oder Wirtschaftswege blockiert, sich auf fremdem (und sei es öffentlichem) Boden wie der Hausherr aufführt, immer und überall Markise und Campinggestühl aufstellt und zur Krönung vielleicht noch seinen Abfall da lässt oder gedankenlos ein Feuer macht, „verbrennt“ den Platz und sorgt so mit dafür, dass es immer häufiger rigorose Verbote gibt. Natürlich gibt es Plätze, an denen man es sich etwas gemütlicher machen kann, ohne Spuren oder Schäden zu hinterlassen oder jemanden zu stören. Dass das aber eher die Ausnahme als die Regel ist und man beim Freistehen eher ein „low profile“ anstreben sollte, erschließt sich wohl manchem Camper einfach nicht.

 

 

 

Muss das sein, Tourist?

Camping verboten – die Folge, wenn es zu viel wird…

 

 

Muss das sein, Tourist?

Auch in den USA sieht es nicht anders aus (Foto: @unknown_normal) Andy Shears

Diese Aufzählung könnte ich jetzt traurigerweise noch länger fortführen, die genannten Beispiele sollten es aber deutlich genug gemacht haben. Warum manche Menschen sich so respekts- und rücksichtslos benehmen und das scheinbar auch vollkommen in Ordnung finden, bleibt mir ein Rätsel. Wie sind Eure Erfahrungen dazu? Wir freuen uns über Kommentare.

Zuletzt geändert: 15.01.2021

Es gibt einen Kommentar zu :
Muss das sein, Tourist?

  1. swg sagt:

    Hi, die Erfahrungen sind bei uns die gleichen. Anfangs wären wir gerne Teil einer Draußen-Community gewesen, aber sehr schnell haben wir unsere Meinung geändert. Insbesondere das Teilen von Plätzen haben wir sein gelassen, eben weil das schnell die Sorte Menschen anlockt, deren Verhalten Du oben bemängelst. Öffentlichkeit ist der Tod der Idylle.

    Für den nächsten Tripp habe ich bereits einen dickwandigen Müllsack beiseite gelegt, der auf dem Womo-Fahrradträger mitreist. Ich bin leider sehr sicher, dass der schnell voll wird – und das nicht von uns. Als Geocacher gilt „cache in, trash out“. Und das ist vermutlich das einzig Sinnvolle, was für einen selbst zu tun bleibt.

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