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Aus zahlreichen Nordamerika-Reisen zwischen 1988 und 2009 waren wir es gewohnt, in allerlei tollen und vor allem nicht ganz so tollen Hotels und Motels zu übernachten und als wir unsere Reiseaktivitäten auf andere Länder ausdehnten, haben wir das zunächst ebenso getan bzw. es versucht. Mit der Zeit stellte sich aber immer mehr der Wunsch ein, flexibler sein zu können, zu bleiben, wo es uns gefällt, den Menschenmassen ferner und der Natur näher sein zu können.

Durch diese andere Art des Reisens kamen wir dann auch irgendwann zum Dachzelt. Als große Liebe kann man diese Episode aber sicher nicht bezeichnen, die Schlafqualität fanden wir nicht so toll und besonders bei nasser, kalter Witterung macht das Ganze über mehrere Tage wenig Freude. Ein echtes Reisemobil kam zu dem Zeitpunkt nicht in Frage und so kamen wir dann eines Tages auf die Idee, dass ein Offroad-Anhänger da eine gute Lösung wäre. Er musste nur klein und leicht genug sein, nicht so ein Mordstrumm wie die „echten“ Wohnwagen.

 

Eriba Puck Offroad Anhänger

 

Irgendwann stieß ich dann bei ebay eher zufällig auf einen umgebauten Eriba Puck, der von Art und Größe, aber auch vom Preis her in Frage kam. Ältere Wohnwagen der Touring-Serie von Eriba, deren kleinstes Mitglied der Puck ist, sind recht begehrt. Während Oldtimer-Fans sie auf Grund ihres beinahe Kult-Status und der Optik lieben, haben Sie mit ihrem verschweißten Stahlrohr-Karosserierahmen die beste Voraussetzung, bei einem Gelände-Einsatz nicht gleich auseinander zu fallen.

Mit etwas Glück klappte auch alles und wir holten den Hänger an einem Septembertag ab. Grün mit schmutzig-beigem Dach wirkte er, wahrscheinlich nach längerer Standzeit, ein wenig ungepflegt. Die Stoßdämpfer, Federbrieden, Radlager und eine der Blattfeder-Lagen stellten sich als hinüber heraus und auch sonst brauchte das gute Stück zunächst etwas Zuwendung. Als Erstzulassung war 1989 eingetragen, 1997 hatte ihn dann kein Geringerer als Volker Lapp für den Offroad-Einsatz umgebaut. Die Original-Achse wurde durch eine stabile, ungebremste Achse britischer oder amerikanischer Herkunft ersetzt, gehalten von Blattfedern Stoßdämpfern. Zur Verstärkung des zierlichen Unterbaus wurde diese Konstruktion mit einem stabilen Hilfsrahmen am Hänger befestigt und das Zugrohr passend ersetzt. Das zulässige Gesamtgewicht war knapp bemessen und lag nun bei 750kg. Eine hintere Stoßstange schützte nun die doch nicht unempfindliche Aluminiumhaut am Heck, am Bug wurde ein ganzer Teil zur Schaffung zusätzlichen Stauraums angesetzt.

Zu den Umbauten zählten auch verzinkte Gitter vor den Fenstern, die ein wenig an eine „grüne Minna“ oder ein Polizei-Einsatzfahrzeug erinnerten. Wirklich sinnvoll erschienen sie uns nie. Auf der Abenteuer & Allrad 2014 in bad Kissingen ergab sich die Gelegenheit, mit Volker Lapp über den Hänger zu reden und ihn einmal nach diesen Gittern zu fragen: Ursprünglich hatte er den Wohnwagen wohl für sich selbst umgebaut, ein Kunde überredete ihn aber schließlich, ihm den Hänger zu verkaufen. Neben der Entfernung der Truma-Heizung zu Gunsten des Platzes für eine Camping-Toilette wollte der Käufer gerne diese Gitter haben. Er plante damals eine Reise in den ehemaligen Ostblock, hatte Furcht vor Überfällen und wähnte sich so in mehr Sicherheit. Uns störten diese auffälligen Gitter doch eher, so dass wir zumindest die seitlichen entfernten, das hintere war leicht abnehmbar, so dass wir es zunächst noch dran ließen. Neben der Instandsetzung des Fahrwerks gab es bei uns dann noch neuen Unterbodenschutz, neue Farbe, die Reste der maroden Gasanlage flogen raus und die gesamte Innenbeleuchtung wurde auf LED umgebaut. Bei dieser Gelegenheit habe ich dann auch gleich den größten teil des Bordnetzes ersetzt.

Seit der Wiederinstandsetzung hat er uns treu begleitet und mit uns reichlich Schotterpisten und unterschiedlichstes Gelände erkundet und erlebt. Eigentlich fast ideal – nur kann man manche reizvolle Strecke mit einem Anhänger im Schlepptau leider einfach vergessen – enge, unbefestigte Bergpisten wie die Ligurische Grenzkammstraße oder tiefere Furten auf Island sind gute Beispiele dafür. Da bleibt dann nur, den Anhänger irgendwo abzustellen und die Tour mit dem Zugfahrzeug solo zu unternehmen – was automatisch zu Tagestour-Rundkursen führt und einfach nicht so unser Reisestil ist. Hauptsächlich aus diesem Grund haben wir uns im Spätsommer 2014 entschlossen, unsere kleine „Gelände-Wohnkugel“ zu veräußern und uns auf die Suche nach einem für uns geeigneten Reisemobil zu machen.

Der Puck ist nun verkauft und „lebt“ zukünftig in der Schweiz, von wo aus ihn spannende Reisen nach Afrika erwarten, wie mir seine neuen Besitzer versicherten.

Farewell, kleine Kugel!

 

Eriba Puck Offroad Anhänger

Zuletzt geändert: 15.01.2021

Es gibt 6 Kommentare zu :
Eriba Puck Offroad-Anhänger

  1. Kaiser sagt:

    Super Anhänger !

    1. Michael Grube sagt:

      Danke – der ist inzwischen schon viele Jahre bei seinem neuen Besitzer in der Schweiz zuhause…

  2. Peter sagt:

    Hallo Michael, was hat sich danach als ultimative Lösung ergeben? Wälze auch schon seit Monaten Argumente hin und her und komme zu keinem eindeutigen Ergebnis.
    LG Peter

    1. Michael Grube sagt:

      Moin peter!
      Wie Du ja vielleicht gesehen hast, sind wir seit etwa zweieinhalb Jahren mit einem Hilux mit kleiner Wohnkabine (Exkab 1S) unterwegs. Nach nun rund fünfzigtausend Kilometer damit denken wir aber langsam doch an eine etwas geräumigere Lösung. Am meisten stört uns eigentlich der große Nachtekl eines Aufstelldachs – es ist immer eine Kältebrücke und damit für niedrige Temperaturen oder gar Wintereinsatz n sehr bedingt tauglich. Ich denke, da muss jeder sein individuelles Iďeal finden.

  3. Habe Euch auf der A7 gesehen. Seit dem geht mir der Puck nicht mehr aus dem Kopf.Falls Ihr ihn verkauft,bitte ich um Nachricht Mit herzlichen G-Club Grüssen Euer Gerd L.

    1. Michael Grube sagt:

      Moin Gerd! Der Puck ist schon seit einigen Monaten weg und „wohnt“ jetzt in der Schweiz. Sorry…

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