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Es ist 2020, Corona verändert schon seit ein paar Monaten die ganze Welt. Eigentlich wollen wir Mitte März nach Marokko, leider klappt das aber schon nicht mehr. Für den Oktober haben wir die Teilnahme an der „Five Mountains“-Tour geplant und wollen dann von Montenegro weiter zum Schwarzen Meer. Bereits im Juli zeichnet sich ab, dass auch das nichts wird, viele Grenzen sind schon dicht. Frust. Anfang August erlaubt dann plötzlich Norwegen wieder eine Einreise. Zwar ist unser letzter Trip dorthin noch kein Jahr her, aber im hohen Norden fühlen wir uns immer wohl. Also erkunden wir die Durchreise-Bedingungen für Dänemark, eine lange Fähr-Überfahrt möchten wir in keinem Fall.

Es stellt sich heraus, dass Dänemark recht strenge Regeln hat, man muss eine Buchung für mindestens zehn Tage in Norwegen nachweisen. Ich suche einen günstigen Campingplatz im Süden Norwegens und buche erst mal vor. Kann man ja auch stornieren, denke ich mir. Die Bestätigung kommt prompt per Email. Wir entscheiden uns für die Schnellfähre Hirtshals-Larvik und buchen in der Hoffnung auf weniger Fahrgäste eine späte Überfahrt mitten in der Woche.

Tag 1
Am Grenzübergang in unser nördliches Nachbarland werden wir durchgewinkt. Die Buchungsbestätigung will niemand sehen. Auch gut. Die Fähre ist tatsächlich nicht besonders voll, aber die Hälfte der Passagiere nimmt trotz prominenter Beschilderung überall und entgegen jeder Vernunft überhaupt keine Rücksicht, trägt keine Maske, hält keinen Abstand. Nach der rund zweieinhalbstündigen Überfahrt sind wir heilfroh, die Fähre endlich wieder verlassen zu können. Für uns steht jetzt schon fest, dass wir für dem Rückweg möglichst über Land fahren wollen, um nicht wieder eine längere Fährfahrt haben zu müssen. Draußen ist es stockfinster, wir fahren noch bis zum artig vorgebuchten Bjørndal Camp in Øvrebø und fallen in die Koje.

Tag 2
Bei Tageslicht ist der Platz ganz ok, man kann angeln und kostenlos Boote nutzen, der Eigentümer ist ein älterer, etwas schratiger Kauz. Trotzdem treibt es uns weiter. Wir brechen den Aufenthalt auf dem Campingplatz ab und machen uns auf den Weg durch die Berge, vorbei an kleinen und größeren Seen bis nach Viken östlich Eidsfjord. Unterwegs begegnen wir zahllosen deutschen Fahrzeuge und vielen Wohnmobilen. Nur an kleineren Straßen ist es etwas weniger. Genau dahin weichen wir aus. Die Landschaft ist schön, das Wetter mal bedeckt, mal heiter und die Temperatur erreicht sogar einmal 22 Grad.

 

 

Tag 3
Einige der zahlreichen, kleinen und meist nur geschotterten Mautstrecken in den Bergen Südnorwegens wollten wir schon immer mal fahren, waren aber bisher immer zu früh oder zu spät im Jahr, die Strecken geschlossen. Diesmal passt es ideal. Die Mautgebühr liegt meist bei umgerechnet etwa fünf Euro, manchmal etwas weniger. Bezahlt wird am Automaten mit Kreditkarte und schon öffnet sich die Schranke. Hinter Geilo nehmen wir die Mautstrecke ins Halligdalen unterhalb des Lauvdalsbrea. Die nächste mautpflichtige Strecke fängt super an, aber eine Baustelle versperrt uns nach wenigen Kilometern den Weg. Wir müssen fast bis nach Gol zurück und können erst ein ganzes Stück weiter östlich wieder in Richtung Norden abbiegen. Am späten Nachmittag erreichen wir den Jotunheimvegen, den „Weg durch das Zuhause der Riesen“, wenn man es übersetzt. Das Wetter ist super, die Sonne scheint und es ist zwischen 19 und 23 Grad warm. An einem See, weitab und einsam, finden wir einen Platz für die nächste Nacht. Traumhaft.

 

 

Tag 4
Morgens fahren wir durch eine trotz des Sonnenscheins beinahe gespenstisch wirkende Landschaft. Auf dem kargen Boden steht ein Wald aus nackten, toten Bäumen. Hier muss es letztes oder vorletztes Jahr einen größeren Waldbrand gegeben haben. Die verkohlten Stämme riechen nach Birkenteer, beinahe wie eine riesige, finnische Rauchsauna. Interessant, aber auch bedrückend.
In Vinstra kaufen wir ein und machen uns auf den Weg über die nächste Schotterstrecke, den Peer Gynt Satersvegen, benannt nach einer Romanfigur aus der Welt der Feenmärchen. Die Szenerie ist toll, das Wetter mit 26 Grad im Tal richtig warm. Nachmittags nehmen wir die Piste hinauf zum Funkturm auf dem Blånø, dem „blauen Hügel“. Das Panorama hier oben auf 1.671m ist einfach grandios, nur leider machen die Trafos und Lüfter der Fernmeldeanlagen einen Höllenlärm, so dass wir es nur einen kurzen Rundgang lang aushalten. Abends bleiben wir auf einem Wanderparkplatz auf etwa 1.200m.

 

 

Tag 5
Wir machen weiter mit unserer Erkundung der zahlreichen, kleinen Maut-Schotterstrecken in den Bergen und schauen uns den Slådalsvegen an. Eine sehr schöne Strecke, unterwegs begegnen wir zahllosen Schafen. Kurz nachdem wir wieder auf der großen E6 landen, erreichen wir Dombås. Es ist furchtbar voll, überall Menschen. Nach dem Tanken füllen wir noch Wasser auf und machen uns schnell vom Acker Richtung Oppdal auf der E6. Hier scheint fast noch mehr los zu sein, alles voller Wohnmobile. Einige sind aus Deutschland, die allermeisten aber haben norwegische Kennzeichen.

Auf dem Gamle Kongsveg, dem „alten Königsweg“ fahren wir nach Norden. Auf Stadt haben wir, gerade jetzt während der Pandemie, überhaupt keine Lust und umfahren Trondheim daher möglichst weiträumig. Das geht leider wieder nur auf der großen E6. Die Nacht verbringen wir am Tromsvegen in der Nähe von Levanger.

 

 

Tag 6
Sonnenschein, 19 Grad – was will man mehr? Beispielsweise eine gute Wettervorhersage für den Norden, aber das Gegeteil ist der Fall. Wir probieren es im Nordwesten Richtung Meer – so weit es geht, auf kleineren Straßen. Unterwegs finden sich sogar noch einige schöne Schotterstrecken. Mit der Suche nach einem Übernachtungsplatz verdaddeln wir mal wieder viel zu viel Zeit. Schließlich landen wir ziemlich spät an der Fähre Geisnes-Hofles. Heute gibt es dann halt kalte Würstchen direkt aus der Dose.

 

 

Tag 7
In Kolvereid gehen wir erst mal einkaufen und nehmen dann die Fähre Holm-Vennesund. Das Wetter ist super, blauer Himmel, Sonnenschein und sechzehn Grad. In Berg picknicken wir lecker, danach treiben wir uns eine ganze Weile zwischen den Ruinen der ehemaligen Heeres-Küstenbatterie HKB 32/974 Brönnöysund-Nord herum und cruisen noch etwas durch den eher kühl und modern wirkenden Ort. Am frühen Abend nehmen wir die Fähre von Horn nach Andalsvåg. Eine Stunde und nur rund sechzehn Straßen-Kilometer weiter geht es auf die nächste Fähre, mit der wir nach etwa 45 Minuten schließlich in Tjøtta anlanden. Hier gibt es halt viele Inseln. Irgendwo unterhalb der imposanten Leirfjord-Hochbrücke verbringen wir die Nacht.

 

 

Tag 8
Heute ist es komplett grau und ziemlich kühl. Südlich von uns Regen, nördlich auch. Wir fahren deshalb einfach nach Osten über Mo i Rana um den ganzen Fjord herum. Etwas Regen erwischt uns trotzdem. Nachmittags wird es langsam schöner, Sonne und Wolken wechseln sich ab. Zwei Fähren weiter sehen wir den schneebedeckten Swartisen mit seinen Gletscherzungen. Den Polarkreis haben wir diesmal per Fähre kurz hinter Kilboghamn überquert – mal was Neues. Irgendwo oberhalb des Fykenvatnet übernachten wir.

 

 

Tag 9
Wir sind heute zum zweiten Mal am Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Beim letzten Besuch gab es leider gar nicht so spektakuläre Strömung und auch diesmal sieht das Wasser eher nicht sehr wild aus. In Fauske wird getankt und eingekauft, dann geht es weiter auf der E6 nach Norden Richtung Bognes. Die Nacht verbringen wir ganz ungestört im Fjell.

Tag 10
Nach dem Frühstück fahren wir das kurze Stück zur Fähre und setzen nach Lødingen über. Hier kaufen wir etwas ein. Es ist ziemlich viel los, die Lofoten sind (mit Recht) ein landschaftlicher Anziehungspunkt, es gibt gleich deutlich mehr Verkehr, mehr Wohnmobile und dazu passend leider auch relativ viele Wohnmobil-Verbote. Bei Sortland fahren wir von den Lofoten hinüber auf die Vesterålen, etwas abseits der beliebteren Ziele. Hier ist gerade deutlich weniger los, wir stehen einsam direkt am Fjord, das abendliche Wetter ist schön bei 14 Grad. Morgen und übermorgen soll es regnen.

 

 

Tag 11
Dreckwetter – Dauerregen wechselnd von Niesel bis Guss. Wir gehen erst mal einkaufen und sehen dann weiter. Wir erkunden die Insel Langøya ausgiebigst, bei dem Wetter will aber einfach keine allzu große Begeisterung aufkommen. Nachmittags fahren wir zurück nach nach Lødingen. Während der letzten Tage hatten wir immer mal wieder Kontakt zu Julie und Werner von trackspatz.de, die wir vor Jahren mal auf einem Buschtaxi-Treffen kennengelernt haben. Die beiden sind auch gerade in Norwegen und unsere Reise-Schicksale berühren sich hier nun zufällig gerade mal wieder. Wir treffen uns an einem netten Café, genießen Kaffee und Kuchen und plaudern eine ganze Weile, bevor wir wieder unserer Wege gehen. Hoffentlich kreuzen sich unsere Routen irgendwann erneut.

 

 

Erst spät finden wir in der Nähe der E10 auf dem Weg nach Bjerkvik einen Platz für die Nacht – leider einen ziemlich schlechten: Viel Verkehr und um 1:30 tauchen laute Jugendliche auf, die mit ihrem Auto auf dem Parkplatz Donuts ziehen.

Tag 12
Wir treffen wieder auf die E6 und fahren – wohin sonst? – nach Norden weiter und biegen irgendwo links auf die 854 ab. Immer an den Fjorden entlang wollen wir zu den Inseln westlich von Tromsø. Unser angepeilter Übernachtungsplatz auf einer ehemaligen, deutschen Küstenbatterie stellt sich vor Ort als bebaut und bewohnt heraus, also als ungeeignet. Schade. Schließlich landen wir abends am Fuß des Nordfjorden, wo wir im Herbst schon einmal standen.

Tag 13
Die halbe Nacht stürmt es ordentlich. Auf dem einzigen, einigermaßen geraden Platz stehen wir quer zum Wind, der den Regen gegen den Wagen peitscht und ihn in ständiges Schwanken versetzt. Trotzdem schlafen wir gut. Vor einigen Tagen rief mein Onkel an und fragte, ob wir seine Angel-Ausrüstung in der Nähe abholen könnten. Er hatte sie im März in der Annahme dort gelassen, dass er im Mai wiederkäme. Corona hat das dann verhindert. Also fahren wir nach Hansnes – und stellen fest, dass es neben dem Angelkoffer noch um allerlei andere Sachen geht. Als wir alles verstaut haben, ist kaum noch Luft in unserer Heckgarage.

Das Wetter bleibt grau und nass, der Scheibenwischer lässt auch deutlich nach. Wir fahren über die Brücke hinüber nach Tromsø und wollen neue Wischerblätter besorgen. Leider gibt es keine passenden und wir verschieben das Ganze. Die Wettervorhersage für den Norden verspricht eher noch Verschlechterung und wir entscheiden uns als neue Richtung nun für Süden. Die Nacht verbringen wir auf einer Waldlichtung bei Øverbygd. Morgen soll mal wieder die Sonne scheinen. Hoffentlich stimmts.

 

 

Tag 14
Immerhin sieht das Wetter heute ganz anständig aus, wenn auch mit bedrohlichen Regenwolken im Hintergrund. In der Nähe gibt es eine Kaserne und Übungsplätze und wir hören aus einiger Entfernung im Wald laute Befehlsrufe und Lärm, offenbar eine Übung. Das Ganze klingt ein wenig nach „Drill Instructor“ und „Full Metal Jacket“. Am Bardufossen, einem kleineren Wasserfall, halten wir kurz an und kaufen einige Kilometer weiter in Bardu ein. Die Auswahl der möglichen Strecken nach Süden beschränkt sich mal wieder fast ausschließlich auf die uns viel zu große E6. Um wenigstens ein Stück zu vermeiden, umfahren wir einen Berg bis zum Astafjord, danach geht es durch Narvik zur Fähre Skarberget-Bognes. Es ist schon spät und wir stellen uns einfach an die gleiche Stelle wie vor einigen Tagen.

 

 

Tag 15
Heute wollen wir wieder zu einer alten Küstenbefestigung und machen uns auf den Weg zur Batterie Dietl auf Engeløya. Die Insel begrüßt uns mit tollen Sonnenwetter, während es im Landesinneren immer noch total bewölkt ist. Dieses eng begrenzte Wetter-Phänomen haben wir auf den küstennahen Inseln hier oben schon mehrfach beobachtet – auch in umgekehrter Weise mit schlechtem Wetter über dem Meer. Erst am späteren Nachmittag wird es heute auch über dem Festland besser. Wir sind wieder einmal auf der E6 unterwegs und finden abends einen schönen Platz direkt am Leirfjord an einer alten Streckenführung. Es kommen keine weiteren Fahrzeuge vorbei, zwanzig Meter hinter uns rauscht ein kleiner Wasserfall. Es gibt schlechtere Plätze.

 

 

Tag 16
In Fauske, einem recht großen Ort und regionalen Zentrum, kaufen wir mal wieder ein. Während der langen, kalten Jahreszeit ist Fauske auch ein höchst beliebter Wintersportort. Wir fahren hinauf in die umgebenden Berge, um uns das einmal anzusehen – jetzt natürlich ohne Schnee. Was wir vorfinden, unterscheidet sich kaum von anderen Skigebieten, es gibt reichlich (momentan geschlossene) Infrastruktur, große Parkplätze und hier auch zahlreiche Verbote jedweder denkbaren Art. Wir nehmen schließlich einen nicht gesperrten, schön schlechten Schotterweg Richtung Westen und landen – war ja klar – auf der E6. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich mal wieder langwierig und wir bleiben irgendwann auf einem Platz im Saltdalen, fast direkt an der Straße, aber von Bäumen und Sträuchern geschützt.

 

 

Tag 17
Wieder überqueren wir den Polarkreis, heute leider Richtung Süden. Kurz vor Mo i Rana biegen wir ab und fahren zur Südostseite des Swartisen hinauf. Leider ist die Straße schon weit unterhalb gesperrt und kein Blick zu erhaschen. Am Langvassveien ist es genauso. Etwas enttäuscht steuern wir Mo i Rana an, Tanken und machen Besorgungen. Über Bleikvasslia geht es dann auf Nebenstrecken Richtung Bjerka. Unterwegs im Wald treffen wir auf ein paar Elche, die sich aber schnell ins Unterholz verziehen. Der Himmel ist meist bedeckt, ab und zu blinzelt die Sonne hervor und wir finden am Ufer des Røssvatnet dann auch einen schönen, ruhigen Platz für uns.

 

 

Tag 18
Südlich von Hattfjelldal nehmen wir eine rund fünfundzwanzig Kilometer lange Holzpiste mitten durch den Wald. Nicht aufregend, aber schön einsam und man kann anhalten, wo es schön ist. Etwa vierzig Kilometer weiter biegen wir wir bei Namsskogan auf kleinere Straßen Richtung Schweden ins Fjell ab. Diesmal haben wir Glück, erst nach weiteren achtzig Kilometern kommt uns erneut die E6 in die Quere, die wir aber schon kurz darauf wieder gegen eine geschotterte Nebenstraße eintauschen können. An einem kleinen See verbringen wir den Abend..

 

 

Tag 19
Die Nacht war kalt, irgendwas zwischen ein und vier Grad. Unsere Akkus lassen nach und der hohe Anlaufstrom der Dieselheizung zieht die Spannung irgendwann in der Nacht so herunter, dass sie nicht mehr anspringt. Mist, wahrscheinlich ist eine Zelle kaputt. Morgens ist es grau, dann kommt auch Regen hinzu. In Grong legen wir eine Versorgungspause ein. Auf dem Weg zur Küste wird es dann besser, die Temperatur erreicht elf Grad. Den Rest des Nachmittags wechseln sich Regen und Sonnenschein andauernd ab. Erst gegen Abend bleibt es schön – aber immer noch ziemlich frisch. Unser Platz rund zweihundert Meter vom Meer in der Nähe von Brekstad ist windig und wir sind gespannt, ob unsere Heizung die Nacht durchhalten wird. Zum Überfluss hat das Rückschlagventil unserer Frischwasserpumpe seine Funktion weitgehend eingestellt, das nervt allmählich auch ein wenig.

 

 

Tag 20
Der Tag beginnt mit schönstem Sonnenschein. Wir machen uns am Trondheimfjprd entlang auf den Weg Richtung Orkanger, nehmen die Fähre ab Brekstad und kaufen dort noch etwas ein. Weiter geht es nach Süden, dann per Fähre über den Todalfjord. Das Wetter ist endlich mal so richtig traumhaft, blauer Himmel, 14 Grad und in der Sonne viel wärmer. Das hält sich auch, als wir den Aursjøvegen fahren. Was für eine fantastische Berglandschaft, was für eine tolle Strecke, größtenteils Schotter und mit zwei abenteuerlichen, unbeleuchteten einspurigen Tunneln. Bisher definitiv die beste Strecke dieser Reise. Erst spät stellen wir uns zum Schlafen in die Nähe der Fähre von Afarnes, da wir in der Umgegend sonst außer einem sehr vollen Campingplatz nichts finden. Nicht ideal, aber für die Nacht ganz ok.

 

 

Tag 21
Wir fahren endlich auch einmal den ziemlich berühmten Trollstigen hinauf, bei unseren bisherigen Norwegen-Besuchen waren wir jedes mal zu früh oder zu spät im Jahr und die Strecke gesperrt. Die Straße windet sich in Serpentinen den Berg hinauf und bietet sehr schöne Ausblicke. Dass sie im Internet als eine der gefährlichsten Straßen der Welt gelistet wird, ist aber maßlos übertrieben. Die Strecke ist kurvig, aber fahrerisch nicht so anspruchsvoll, vielleicht maximal Denzel 2-3. Oben ist ziemlich viel los, ein großer Parkplatz mit Aussichtspunkt und einigem Tourismus-Tamtam. Wir schauen uns das Ganze noch einmal von oben an und entfliehen dem Rummel schnell wieder.

 

 

Mit der Fähre geht es später über den Norddalsfjord. Auf der Weiterfahrt kommen wir dann am Geirangerfjord entlang und durch den Ort selbst. Zwar kommen im Corona-Jahr keine Kreuzfahrtschiffe her, der kleine Ort wirkt trotzdem proppevoll.

Richtig schön wird es dafür dann auf dem Gamle Strynefjellvegen. Zwar ist die Strecke durchgehend asphaltiert, trotzdem macht sie richtig Spaß. Schneebedeckte Berge, auch jetzt Anfang September noch immer Schneebretter neben der Straße , rauschendes Wasser und wundervoll türkisfarbene Bergseen. Optisch bei dem schönen Wetter ein absoluter Leckerbissen, wir sind von der Schönheit berührt und begeistert. Weiter geht es durch Lom und über das Søgnefjell. Abends parken wir in der Nähe des Eidsvatnet.

 

 

Tag 22
Unser erstes Tagesziel ist der hoch gelegene Sryggevatn-Damm. Die Strecke dorthin erscheint vielversprechend, ist dann aber weit weniger spektakulär als erhofft. Immerhin beschert er uns einen schönen Blick auf einen Gletscher in der Ferne. Wir müssen den ganzen Weg wieder zurück, halten uns dann wieder bergwärts Richtung Søgnefjell und folgen dem Øvre Årdal Tindevegen nach Süden. Die Strecke führt auf über 1.300m, die Landschaft ist aber nicht sehr aufregend. Wir schauen noch am Hjellefossen-Wasserfall vorbei und übernachten am Vangsmjøsen.

 

 

Tag 23
Heute ist es wieder vollkommen grau draußen, wir nutzen das einfach mal zum Wäsche waschen. Danach geht es ein Stück nach Norden auf dem Slettfjellvegen, unterwegs veranstaltet eine Herde Ziegen ein gewisses Chaos auf der Strecke. In Dovre geht es dann in östlicher Richtung auf dem Grimsdalvegen weiter. Auf rund 850m stellen wir uns direkt an kleinen Fluss Grimse, in der Nacht zieht ein Schlechtwerrergebiet durch und bringt Wind und Regen.

 

 

Tag 24
Am Morgen zeigen sich ein paar blaue Löcher in den Wolken. Bei der Morgenroutine merke ich, dass das Auto etwas wackelt und vermute zunächst starken Wind. Es stellt sich aber gleich heraus, dass der Grund ein anderer ist: Neben dem Wagen stehen sechs Jungbullen und einer hat unseren Reserveradhalter als Kratzbaum auserkoren. Ich starte den Motor, um die Bande zu vertreiben. Der kratzende Geselle erschrickt sich und die Neugier weicht offenbar einer gewissen Feindseligkeit. Als zwei der Tiere dann beginnen, unsere Beifahrerseite mit dem Kopf zu malträtieren, machen wir uns schnell aus dem Staub und frühstücken ein paar Kilometer weiter. Bei der Begutachtung unseres „Esels“ findet sich dann leider auch eine Beule am vorderen Radlauf. Wir nehmen es sportlich.

 

 

Nach dem Einkauf in Ringebu fahren wir dreißig Kilometer weiter auf den Peer Gyntvegen. Die Strecke ist landschaftlich ganz nett, viel mehr aber ehrlicherweise nicht. Dem Lie-Hornsjøvegen folgen wir weiter nach Süden. Die Schranken und der Zahlautomat der kleinen Mautstrecke sind demontiert, die Schilder aber nicht. Wir fragen sicherheitshalber einen Anwohner und er meint, wir sollten einfach fahren. Tun wir. Irgendwann kommen von unten immer lauter werdende Klopfgeräusche. Ich habe den etwas schwächlich konstruierten Halter zwischen Getriebe und Katalysator im Verdacht, der uns schon mehrmals gebrochen ist. Ich lege mich unter den Wagen, suche das Problem und krieche nach einiger Zeit ergebnislos wieder hervor. Wie Murphy es will, ist das Geräusch weg, als wir weiterfahren. Auch gut. Für zig Kilometer folgen wir Schotterpisten bis zum See Nord Mesna, wo wir direkt am Ufer bleiben. Nach Mitternacht kommen noch zwei PKW mit jungen Leuten, die ihre Zelte aufbauen und bis tief in die Nacht herumlärmen – Pech gehabt, aber auch nicht so schlimm.

 

 

Tag 25
So langsam geht es an die Rückreise. Während der Corona-Pandemie möchten wir möglichst keine Fähren mehr benutzen, bei denen man während der Überfahrt das Fahrzeug verlassen und mit den anderen Passagieren mehr oder minder in Kontakt kommen muss. Aus diesem Grund entscheiden wir uns für die Rückreise über Schweden und die Brücken in Dänemark. Nach etwa 120km kleiner Straßen und Pisten erreichen wir am Nachmittag die norwegisch-schwedische Grenze, an der aber überhaupt niemand ist. Durch Wälder und an Seen entlang fahren wir zickzack nach Südwesten, wieder mit vielen Schotterstrecken, leider aber auch der E45. Abends finden wir in der Dämmerung einen Platz direkt am Kykebysjön, einem Nebensee des Vänern (Schwedens größter See).

 

 

Tag 26
Durch Zufall entdecken wir am Nordufer des Sees morgens Relikte einer Befestigung aus dem Zweiten Weltkrieg – eine Panzersperre aus Beton, eine sog. Höckerlinie. So etwas hatten wir hier eigentlich gar nicht erwartet. Weil uns die Straßen rund um den Vänern mal wieder zu groß sind, fahren wir hinüber zum Vättern, zuerst ein Stück auf der E18, dann aber endlich wieder auf kleineren Straßen. Bei Varberget wollen wir zur alten Festung, aber der schmale, unbefestigte Weg ist schon Kilometer davor durch ein parkendes Auto versperrt. Wir fahren zu einem einsamen Aussichtspunkt, an dem wir vor Jahren schon mal waren und stellen fest, dass ihn wohl jemand in park4night eingetragen hat. Damit ist es dann wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch dort ein Verbotsschild stehen wird. Schade. An einem kleinen See finden wir abends einen schönen Platz mit Aussicht auf das Abendrot über dem Wasser.

 

 

Tag 27
Es ist Zeit für uns, nach Hause zu kommen. Die Rückreise verläuft problemlos. Kurz hinter Malmö werden wir von einem dänischen Grenzbeamten angehalten. Er fragt nach unserem Ziel und wünscht uns Gesundheit und eine gute Reise. Dann hat die Realität mit ihren Inzidenzen, Masken und berechtigten Beschränkungen uns wieder. Im dünn besiedelten Norden Norwegens haben wir, gerade bei unserer Art des Reisens, von all dem so gut wie nichts bemerkt.

 

 

Zuletzt geändert: 25.06.2022

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