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In den verschiedenen Offroad- und Reisemobil-Foren finden sich zahlreiche Beiträge zum Thema „Offroad-Navigation mit dem Tablet/Handy“ und die Meinungen reichen zum Teil ebenso weit auseinander wie die Erwartungen an eine solche Software. Während manche eher eine Art erweitertes Navi erwarten, sehen andere den Schwerpunkt mehr auf den Karten- und Tracking-Funktionen oder legen den Fokus an noch andere Stellen. Das Angebot für Android-Geräte ist groß und recht unübersichtlich, die Qualität der Apps ebenso unterschiedlich wie der gebotene Leistungsumfang.

Bis vor einigen Jahren nahm ich immer ein Notebook bzw. später ein etwas handlicheres Netbook mit auf Tour und erledigte die Offroad-Navigation unterwegs mit der sehr guten Windows-Software QuoVadis (früher TTQV). Dieses Programm setze ich noch heute unter Verwendung zahlreicher unterschiedlicher Karten zur Planung und Nachbereitung ein und bin damit höchst zufrieden. Irgendwann habe ich mir dann ein 10-Zoll-Tablet mit Android-Betriebssystem zugelegt und schnell wurde klar, dass ich unterwegs viel lieber damit arbeiten würde: Es ist leichter, ist nach Knopfdruck sofort einsatzbereit, hat eine viel längere Akkulaufzeit sowie ein eingebautes GPS und ist dazu noch viel kleiner und leichter. Nun begann die Suche nach einer geeigneten Software, die sich – wie oben schon angedeutet – als gar nicht so einfach erwies. Die Beschreibung des Weges zu meiner heutigen Lösung erspare ich dem geneigten Leser an dieser Stelle.

Etwa seit Anfang 2011 setze ich nun Locus Map Pro ein, eine unglaublich vielseitige und leistungsfähige Android. Software, die es auch in einer kostenlosen Free-Variante mit etwas geringerem Leistungsumfang gibt. Die App arbeitet mit Online-, aber auch mit Offline-Karten, die auf Basis von OpenStreetMap für die gesamte Welt zur Verfügung stehen. Darüber hinaus verarbeitet Locus auch Rasterformate und erlaubt auch den Download von Kartenausschnitten aus verschiedenen Quellen und kann online auf WMS-Server zugreifen. Die Aufzeichnung von Tracks und Waypoints ist selbstverständlich möglich, ebenso eine Verknüpfung mit dem Bereich „Meine Karten“ auf Google Maps. GPX- und KML/KMZ-Import und –Export ist kein Problem und wird vom Programm direkt unterstützt.

Offroad Navigation mit Locus Pro

Auch Geocaching-Freunde werden sich über zahlreiche Funktionen zur Unterstützung ihres Hobbies freuen. Interessant für vorbereitete Strecken ist die Guiding-Funktion, mit deren Hilfe man an einer Route entlang geführt und auf Wunsch kurz vor dem nächsten Waypoint akustisch oder sogar per Sprachausgabe benachrichtigt wird – bequemer kann Offroad-Navigation kaum sein. Eine herkömmliche Straßen-Navigation ist ebenfalls möglich, zur Berechnung der Strecke ist dabei allerdings ein Internet-Zugang notwendig. Das Routing selbst inklusive der Sprachansagen funktioniert dann auch im Offline-Betrieb. Nimmt man BRouter zur Hilfe, geht das Ganze dann auch komplett offline.

Die meisten Funktionen lassen sich wahlweise an-/abschalten, so dass man die Menüs auf den eigenen Bedarf angepasst sind und nicht überfrachtet wirken. Häufig benötigte Funktionen lassen sich auf einblendbare Funktionsleisten legen. Wer möchte bzw. es benötigt, kann die verfügbaren Eckdaten (Koordinaten, Höhe, Geschwindigkeit, Strecke zum nächsten Waypoint etc.) frei an fast beliebiger Position auf dem Bildschirm einblenden, selbst die Schriftfarbe und –Größe ist dabei komplett frei bestimmbar. Und dies sind nur die wichtigsten Funktionen von Locus Pro, die Software hat noch viele weitere und lässt kaum noch denkbare Wünsche offen.

Genau das ist wahrscheinlich das einzige Problem, wenn auch nicht sehr lange: Anders als bei vielen anderen, einfachen Apps erschließt sich Locus Free/Pro nicht innerhalb weniger Minuten. Dazu ist es nicht etwa zu kompliziert, sondern eben auf Grund des riesigen Umfangs einfach nicht so leicht überschaubar. Wie jede komplexere Anwendung erfordert das Programm, dass man sich damit einige Zeit intensiv befasst. Dieser anfängliche Mehraufwand mag wohl dem einen oder anderen zu viel sein, aber die Einrichtungs- und Lernphase wird meiner Ansicht nach mehr als belohnt.

Wer sich bzw. seine Anforderungen und Wünsche an eine Navigations-/Kartenlösung für die Reise hier wieder erkennt, dem möchte ich diese Software wärmstens ans Herz legen. Die Free-Version bietet schon viele Funktionen und erlaubt einen ersten Test ohne Risiko und das Preis-/Leistungsverhältnis der Pro-Version ist bei den geringen Kosten von nur €7,50 wohl unschlagbar.

Bevor ich nun auf einige Tipps und Tricks eingehe, möchte ich den angenehmen, kompetenten und motivierten Support des Entwicklers hervorheben. Man merkt, dass dort Leute programmieren, die ihre Software auch selbst benutzen. Vorschläge und Wünsche der Nutzer werden meist realisiert, oft in erstaunlich kurzer Zeit. Manch größere und bekanntere Software-Firma dürfte sich hier gern ein Beispiel nehmen. Und nein – ich bin mit Locus weder verwandt, verschwägert noch geschäftlich in irgendeiner Weise verbunden – ich bin einfach ein wirklich zufriedener Nutzer…

Ein paar Tipps und Ergänzungen

Fertige Vektorkarten für wohl fast alle Regionen dieser Erde kann man sich kostenlos bei OpenAndroMaps (aktueller)   Mapsforge herunterladen und zur Offline-Nutzung mit Locus auf dem Gerät installieren.

Mir persönlich gefällt der etwas kontrastarme Default-Stil der Karten nicht so gut, daher habe ich ein eigenes Theme erstellt, das sich in einigen Punkten an die Farbgebung von Top50/TK25 anlehnt und eben etwas mehr Kontrast bietet. Die ZIP-Datei enthält ein Verzeichnis namens topostyle, das auf dem Gerät in das Verzeichnis /Locus/mapsVector/_themes gehört, das Theme kann dann im Einstellungen-Menü unter Karte-Erweitert-Thema ausgewählt werden (Bitte habt Verständnis, dass ich Euch zwar dieses Theme zur Verfügung stelle, aber keinerlei Support leisten kann und werde!).

Aus rechtlichen Gründen kennt Locus nicht sehr viele Online-Kartenquellen. Dies lässt sich mit Hilfe des kostenlosen Add-Ons Locus Map Tweak ändern. Dieses Plugin fügt weitere Online-Kartenquellen hinzu, darunter z.B. auch Google Map/Satellit/Hybrid und zahlreiche andere. Bitte beachtet bei der Nutzung unbedingt die rechtlichen Rahmenbedingungen und überlastet nicht unnötig irgendwelche Server durch exzessiven Download.

Praktisch zur Erstellung von Offline-Karten für Locus ist auch die PC-Software Mobile Atlas Creator (MOBAC). Mit ihrer Hilfe lassen sich verschiedene Online-Karten mit dem PC herunterladen und einige Offline-Formate konvertieren. Allerdings ist die Software schon etwas komplexer und erfordert neben tiefer greifendem, technischen Wissen und Verständnis auch wieder etwas Beschäftigung mit dem Programm. Ebenfalls gut geeignet, aber mit etwas anderem Schwerpunkt, stellt sich MAPC2MAPC dar. Auch dieses Programm erfordert tiefere Kenntnisse.

Ein ziemlich universelles Werkzeug zur Konvertierung verschiedenster Kartenformate ist GlobalMapper, das eine Unmenge an Formaten lesen und unter anderem auch das von Locus verwendete RMAPS-Format schreiben kann. Leider ist diese Software mit einem Preis von US$ 449,- auch richtig teuer, so dass sich eine Anschaffung nur für diesen Zweck kaum bzw. wohl nur in Ausnahmefällen lohnen wird. Wer die Ausgabe nicht scheut, erhält eine Lösung, mit der sich beispielsweise auch Karten im ECW-Format, OziExplorer ozfx2/ozfx3, die schwedischen RIK-Karten und zahlreiche andere konvertieren lassen. Daneben versteht es sich auch mit WMS-, WMTS-, TMS- und zahlreichen anderen Online-Kartendiensten.

Mit einem Preis von rund € 75,- deutlich günstiger, aber in vielerlei Hinsicht mindestens ebenso universell und leistungsfähig ist die Software CompeGPS Land von TwoNav. Auch sie liest sehr viele verschiedene Kartenformate und kann diese neben vielen anderen auch in das von Locus verwendete RMAP-Fiormat wandeln, so dass die Karte dann offline auf dem Tablet bzw. Smartphone genutzt werden kann.

Last not least: Dies sind nur meine Tipps und Anmerkungen, ich biete weder irgendwelche Software an noch leiste ich Support dafür – ich möchte Euch nur ein wenig in die richtige Richtung helfen.

 

Zuletzt geändert: 29.02.2020

Es gibt 2 Kommentare zu :
Offroad-Navigation mit Locus Pro

  1. Michael (Bonsai) R. sagt:

    Auf der Suche nach off-road Navigation bin ich immer wieder über deinen Arikel gestoßen und muss sagen, dass ich die von dir beschriebenen Möglichkeiten am ansprechendsten finde! Irgendwann muss man sich ja mal festlegen was man nutzen will um noch jede Woche neu anzufangen! Danke für die ausführliche Beschreibung!

  2. wakle sagt:

    Hallo,
    ich sehe das genauso. Bin auch seit Jahren mit der ProVersion sehr zufrieden. Allerdings: Eine Nuss konnte ich noch nicht knacken. Wie kann ich Tracks, georeferenzierte Fotos und Waypoints mit Hilfe von Locus in ein kmz packen, um es später zu Hause auf Google Earth (oder Locus) anschauen zu können? TripJournal wär schon super, aber leider ist die Trackaufzeichnung nicht zu gebrauchen und Support gleich null.
    Bin gespannt auf die Lösung.
    Gruß
    W. Klessinger

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